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Aktualisiert: 27. Mai 2025


Meine fleißige Vorbereitung im Studio der ganzen Natur, besonders die Osteologie, hilft mir starke Schritte machen. Jetzt seh' ich, jetzt genieß' ich erst das Höchste, was uns vom Altertum übrigblieb: die Statuen. Ja, ich sehe wohl ein, daß man ein ganzes Leben studieren kann und am Ende doch noch ausrufen möchte: "Jetzt seh' ich, jetzt genieß' ich erst."

In der Nacht pflegte die Brise, die durch das geöffnete Fenster hereinstrich, mit seinen Knochen zu rasseln. Am Tage rasselten wir mit diesen Knochen. Wir hatten Osteologie bei einem Studenten der Medizin, denn unser Vormund war entschlossen, uns in alle Wissenschaften einzuweihen.

Als ich von einem rasselnden Geräusch in mir erwachte, fand ich drei kleine Buben, die an meinem Skelett Osteologie lernten. Wo einst in meinem Busen Freude und Leid pochten und die Blütenknospen der Jugend sich eine nach der andern erschlossen, da war jetzt der Lehrer geschäftig mit seinem Zeigestock und zählte meine Knochen auf.

Wieweit es ihm gelang, brauchen wir denen, die uns kennen, nicht zu sagen, und den andern bleibt es besser ein Geheimnis. Viele Jahre sind seitdem vergangen. Inzwischen ist das Skelett aus dem Zimmer verschwunden und auch die Osteologie aus unserm Gehirn, ohne eine Spur zurückzulassen. Neulich war das Haus voll von Gästen, und ich mußte die Nacht in demselben alten Zimmer zubringen.

Von meinen Naturbetrachtungen aber, die ich, weil auch wenig Glück für sie hier am Ort zu hoffen war, eher verheimlichte, war ich doch genötigt einige Rechenschaft zu geben. Von Fürstenberg brachte zur Sprache, dass er mit Verwunderung, welche beinahe wie Befremden aussah, hie und da gehört habe, wie ich der Physiognomik wegen die allgemeine Knochenlehre studiere, wovon sich doch schwerlich irgendeien Beihilfe zu Beurteilung der Gesichtszüge des Menschen hoffe lasse. Nun mocht' ich wohl bei einigen Freunden, das für einen Dichter ganz unschicklich gehaltene Studium der Osteologie zu entschuldigen und einigermaßen einzuleiten, geäußert haben, ich sei, wie es denn wirklich auch an dem war, durch Lavaters Physiognomik in dieses Fach wieder eingeführt worden, da ich in meinen akademischen Jahren darin die erste Bekanntschaft gesucht hatte. Lavater selbst, der glücklichste Beschauer organisierter Oberflächen, sah sich, in Anerkennung, dass Muskel- und Hautgestalt und ihre Wirkung von dem entschiedenen inneren Knochengebilde durchaus abhängen müsse, getrieben, mehrere Tierschädel in sein Werk abbilden zu lassen und selbige mir zu einem flüchtigen Kommentar darüber zu empfehlen. Was ich aber gegenwärtig hiervon wiederholen oder in demselben sinn zugunsten meines Verfahrens aufbringen wollte, konnte mir wenig helfen, indem zu jener Zeit ein solcher wissenschaftlicher Grund allzu weit ablag und man, im augenblicklichen geselligen Leben befangen, nur den beweglichen Gesichtszügen, und vielleicht gar nur in leidenschaftlichen Momenten, eine gewisse Bedeutung zugestand, ohne zu bedenken, dass hier nicht etwa bloß ein regelloser Schein wirken könne, sondern dass das

»Ich könnte bei Ihrem Leibe schwören, wenn Sie ihn noch hättenrief ich aus, »daß auch keine Spur von Osteologie mehr in meinem Kopf ist, und daß das einzige, was ihn jetzt erfüllt, ein strahlendes Bild vollkommener Schönheit ist, das sich leuchtend vom schwarzen Hintergrund der Nacht abhebt. Das ist alles, was ich sagen kann

Näher, als diese religiösen Betrachtungen, lagen Goethe's Liebe zur Natur und seinem heitern Weltsinn seine geognostischen und mineralogischen Studien. Auch die Osteologie hatte er, wie bereits erwähnt, in den Kreis seiner Forschungen gezogen. "Ich freue mich", schrieb er den 23. April 1784 an Merk, "daß du so frisch fort arbeitest in deinem Knochenwesen.

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