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Aktualisiert: 11. Mai 2025


Trotzdem schrieb er nach Netzig an den praktischen Arzt Dr. Heuteufel, der ihn als Jungen im Hals gepinselt hatte: ob der Doktor ihm nicht bescheinigen wolle, daß er skrofulös und rachitisch sei. Er könne sich doch nicht ruinieren lassen mit der Schinderei. Aber die Antwort lautete, er solle nur nicht kneifen, das Dienen werde ihm trefflich bekommen.

Plötzlich verursachte Diederich ein donnerndes Geräusch und erklärte sofort, er übernehme dafür die volle Verantwortung, es sei in aristokratischen Kreisen üblich, er verkehre bei Wulckows. Welche Überraschung, als Netzig den Umschwung der Dinge erfuhr! Auf die Erkundigungen der Gratulanten erwiderte Diederich, was er mit den anderthalb Millionen seiner Frau beginnen werde, sei ganz ungewiß.

Diederich richtete sich auf. „Ich bin entschlossen, Herr Präsident, allen Anfeindungen zum Trotz in Netzig das nationale Banner hochzuhalten.“ Hierauf, mit gedämpfter Stimme: „Einen Feind können wir übrigens loswerden: einen besonders schlimmen, jawohl, den alten Klüsing in Gausenfeld.“ „Der?“ Wulckow feixte verächtlich. „Der frißt mir aus der Hand. Er liefert Papier für die Kreisblätter.“

Dann krähte er: „Auch in Netzig gibt es kaisertreue Deutsche!“ Und Diederich noch lauter: „Die aber, die es nicht sind, werden wir uns einmal näher ansehen. Es wird sich zeigen, ob gewissen Familien die Stellung, die sie einnehmen, noch zukommt. Vom alten Buck zu schweigen: wer sind denn seine Leute?

Mein Ehrenwort, gnädiges Fräulein, Sie sind hier die erste, die ruhig Unter den Linden spazierengehen könnte, und kein Mensch würde merken, daß Sie aus Netzig sind.“ Darauf erfuhr er, daß sie wirklich einmal in Berlin gewesen war, und sogar bei Ronacher.

Stimmt.“ Napoleon blinzte von unten. „Denn wenn ich nicht hineinkomme, dann geht in Netzig in mehreren Betrieben ein Streik los. Einen von den Betrieben kennen Sie ziemlich genau, Herr Doktor.“ Er machte kehrt. Von der Tür her faßte er Diederich, der vor Schreck ganz in die Federn gerutscht war, nochmals ins Auge. „Und darum hoch die internationale Sozialdemokratie!“ rief er und ging ab.

Davon wißt ihr hier in Netzig noch nichts, das ist der neue Kurs, es ist –“ Er hatte das Wort. „Großzügig ist es! Großzügig!“ Und er warf die Tür hinter sich zu.

In Netzig überwog leider noch die Partei, die gegen ihn war, aber das sollte sich ändern, und zwardies war Diederich klarvermittels des Kriegervereins. Jadassohn, der ihm nicht angehörte, übernahm es gleichwohl, Diederich mit den leitenden Persönlichkeiten bekannt zu machen. Da war vor allem Pastor Zillich, ein Korpsbruder von Jadassohn, ein echt deutscher Mann!

So gelangten sie wieder zu den Zuständen in Netzig. Sie waren sich einig darin, daß der neue nationale Geist, für den es die Stadt zu erobern galt, kein anderes Programm brauche als den Namen Seiner Majestät. Die politischen Parteien waren alter Trödel, wie Seine Majestät selbst gesagt hatte. „Ich kenne nur zwei Parteien, die für mich und die wider mich“, hatte er gesagt, und so war es.

Mein Schwager Heuteufel“, rief er und schlug auf den Tisch, „soll so viel von der Affenverwandtschaft predigen, wie er will, ich krieg’ meine Kirche doch wieder voll!“ „Nicht nur Ihre“, beteuerte Diederich. „Na, es gibt nun mal zu viele Kirchen in Netzig“, gestand der Pastor.

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