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Aktualisiert: 30. April 2025
Die folgenden Tage verlebte Karolus in einem Märchen; die Stunden im Geschäfte zählten für ihn nicht, er verbrachte sie nur in Sehnsucht nach dem Mittag und den kurzen Stunden am Abend, wenn die letzten Gäste aus dem Gewölbe auf dem Altstädter Ring geschieden waren und Lalanda nur für ihn noch einmal aus ihrem Ruhezimmer hereingeschwommen kam.
So stand er allein in dem Gewölbe, er wußte gar nicht, daß Menschen um ihn gewesen waren, daß er hier auf dem Altstädter Ring in einem Laden stand, er hätte seinem Vater nicht geglaubt, wenn er ihm gesagt hätte, daß Lalanda ein herumreisendes Wunder sei, ein so unermeßliches Glücksgefühl, ein solcher Jubel erfüllte ihn, ohne daß er ihm einen Namen hätte geben können.
Aber er hatte noch keinen richtigen Standpunkt zu dem Meerweibchen gefunden, nur die Tatsache, daß ein Wunder zu sehen sein werde, beschäftigte ihn und er hatte beschlossen, sich gleich am nächsten Sonntage, dem ersten Tage, da Lalanda ausgestellt werden sollte, durch den Augenschein zu überzeugen, wie weit den Ankündigungen zu glauben sei.
Da Karolus sich umwandte, um aus dem Gewölbe zu treten, niedergeschlagen, weil er sich den Besuch bei seiner Meerkönigin schöner und poetischer gedacht hatte, da öffnete sich rasch die Tür im Hintergrunde, und, wie ein Schwan, kam Lalanda hereingeschwommen.
Er sagte ihr mit geschwollenen Worten, wer er sei und wie er heiße, wie er sich in all den Jahren nach einer Lalanda gesehnt habe, und sagte dies alles trotz des Pathos in einem so aufrichtigen und ehrlichen Tone, daß Lalanda vor Vergnügen jauchzte und daß ihr Karolus wirkliche Freude bereitete.
Und ganz deutlich hörte er ihre Stimme angstvoll rufen: »Karolus, Karolus, rette mich!« Er aber stand auf dem Ufer, er schaute verzweifelnd auf die Geliebte, die mit den Wogen rang, er wollte sich ins Meer stürzen, aber ein schrecklicher Gedanke hielt ihn zurück. »Ich kann nicht schwimmen!« sagte er erst tonlos vor sich hin, dann sagte er es lauter und immer lauter, er schrie es Lalanda zu: »Ich kann nicht schwimmen!«
»Was beginnst du?« fragte Karolus in tiefster Erregung, »was soll ich erfahren?« Und er dachte nicht anders, als daß nun der Boden sich öffnen und er mit Lalanda tief, tief in einen Schacht versinken werde, um auf dem Grunde des Meeres vor ihrem Palaste zu erwachen. Er atmete auf, als wolle er noch einmal ordentlich Luft sammeln, ehe er versänke.
Er ging Nachmittag nach Hause, um seinen großen Radmantel zu holen, den er Lalanda um den Leib legen wollte, wenn er sie zum Wasser trüge.
Sie sprach einige unverständliche und doch wie ein seltsames Deutsch klingende Worte zu ihrem Behüter, der ihr demütig die Blumen übergab und dann aus dem Gewölbe trat. Und mit den Blumen in der Hand wartete Lalanda am Ufer des Teiches, daß Karolus sich ihr nähere.
Und nun, da die Besucher einen Augenblick atemlos auf den Beginn der Vorstellung gewartet hatten, öffnete sich die Tür an der Rückwand, der Teich schien auch ins Nebengemach sich zu erstrecken und durch das Wasser kam Lalanda hereingeschwommen, blond, mit aufgelöstem Haare und mit anmutigen, schön geschwungenen Bewegungen schwamm sie einmal die Ufer des Teiches entlang, mit großen, erstaunten Augen die Menschen grüßend.
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