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Aktualisiert: 11. Mai 2025


Eine vierzigjährige Witwe, eine gute, aber nichts weniger als schöne Frau vermietete mir die Hälfte ihres kleinen Hauses in einer Gasse hundert Schritte weit vom reizenden Park von Chiaja, am Fuß des Hügels, den hier die Villa der Prinzessin Florida krönt, der Freundin des alten Königs. Es ist das vielleicht das einzige ruhige Viertel von Neapel.

Ich verweile nicht bei Neapel, wo an einigen angenehm verlebten Tagen die Reize dieser bevorzugten Stadt uns den freundlichsten Empfang auf europäischem Boden bereiteten. Die Chiaja, das neue zoologische Institut unter der Direction des Deutschen Dorn , eines hervorragenden Gelehrten, Sorrent, Capri und Abends unter den Fischerhallen von St. Lucia bilden unverwischliche Glanzpunkte Neapels.

Nicht anders steht es mit Shakespeare, dieser erstaunlichen spanisch-maurisch-sächsischen Geschmacks-Synthesis, über welchen sich ein Altathener aus der Freundschaft des Aeschylus halbtodt gelacht oder geärgert haben würde: aber wir nehmen gerade diese wilde Buntheit, dies Durcheinander des Zartesten, Gröbsten und Künstlichsten, mit einer geheimen Vertraulichkeit und Herzlichkeit an, wir geniessen ihn als das gerade uns aufgesparte Raffinement der Kunst und lassen uns dabei von den widrigen Dämpfen und der Nähe des englischen Pöbels, in welcher Shakespeare's Kunst und Geschmack lebt, so wenig stören, als etwa auf der Chiaja Neapels: wo wir mit allen unsren Sinnen, bezaubert und willig, unsres Wegs gehn, wie sehr auch die Cloaken der Pöbel-Quartiere in der Luft sind.

Auch der öffentliche Garten ist hier gelegen, wo tägliche Militärmusik die elegante Welt anzieht. Wenn man Abends die Hunderte von feinen Landauern mit den schönen griechischen Damen in elegantester Toilette daherfahren sieht, dann glaubt man nicht in Afrika zu sein, sondern man denkt unwillkürlich an die wagenbelebte Chiaja in Neapel.

Aber weder zu erzählen noch zu beschreiben ist die Herrlichkeit einer Vollmondnacht, wie wir sie genossen, durch die Straßen über die Plätze wandelnd, auf der Chiaja, dem unermeßlichen Spaziergang, sodann am Meeresufer hin und wider. Es übernimmt einen wirklich das Gefühl von Unendlichkeit des Raums. So zu träumen ist denn doch der Mühe wert. Neapel, den 5. März 1787.

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