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Aktualisiert: 28. Juni 2025


Die Stallknechte hatten einen großen Stand, weil der Marstall des Kaisers Lieblingsaufenthalt war. Viel Macht übten endlich die listigen Buhlerinnen aus, mit denen der Kaiser in immer wechselnder wilder Ehe lebte. Die Ursache, weshalb sich Rudolf nicht vermählte, war das Horoskop, das ihm Tycho de Brahe gestellt hatte. Es lautete, er dürfe nicht heiraten, denn es drohe ihm Gefahr vom eigenen Sohn.

Eines Abends fehlte nämlich Mathilde Brahe. Der alte, fast ganz erblindete Bediente hielt, als er zu ihrem Platze kam, dennoch die Schüssel anbietend hin. Eine Weile verharrte er so; dann ging er befriedigt und würdig und als ob alles in Ordnung wäre weiter. Ich hatte diese Szene beobachtet, und sie kam mir, im Augenblick da ich sie sah, durchaus nicht komisch vor.

Ich fand, je länger ich sie betrachtete, alle die feinen und leisen Züge in ihrem Gesichte, an die ich mich seit meiner Mutter Tode nie mehr recht hatte erinnern können; nun erst, seit ich Mathilde Brahe täglich sah, wußte ich wieder, wie die Verstorbene ausgesehen hatte; ja, ich wußte es vielleicht zum erstenmal.

Graf Brahe hielt es für eine besondere Artigkeit meinem Vater gegenüber, von dessen verstorbener Gemahlin, meiner Mutter, zu sprechen. Er nannte sie Gräfin Sibylle, und alle seine Sätze schlossen, als fragte er nach ihr. Ja es kam mir, ich weiß nicht weshalb, vor, als handle es sich um ein ganz junges Mädchen in Weiß, das jeden Augenblick bei uns eintreten könne.

Als indessen bald darauf mein Interesse umschlug und infolge gewisser Begebenheiten ganz auf Christine Brahe überging, bemühte ich mich eigentümlicherweise nicht, etwas von ihren Lebensumständen zu erfahren. Dagegen beunruhigte mich der Gedanke, ob ihr Bildnis wohl in der Galerie vorhanden sei.

Mehrere Jahre später erst hörte ich wieder von dem Grafen Christian reden. Es war auf Urnekloster, und Mathilde Brahe war es, die mit Vorliebe von ihm sprach. Ich bin indessen sicher, daß sie die einzelnen Episoden ziemlich eigenmächtig ausgestaltete, denn das Leben meines Onkels, von dem immer nur Gerüchte in die

Diejenigen, die behaupteten, daß Graf Brahe seine Memoiren schriebe, hatten nicht völlig unrecht. Nur daß es sich nicht um politische oder militärische Erinnerungen handelte, wie man mit Spannung erwartete. "Die vergesse ich", sagte der alte Herr kurz wenn ihn jemand auf solche Tatsachen hin anredete. Was er aber nicht vergessen wollte, das war seine Kindheit. Auf die hielt er.

Ihm gegenüber war der Platz des Fräuleins Mathilde Brahe.

Von unsrer Begleiterin erfuhren wir, daß da einst Tycho de Brahe ein schloßartiges Observatorium gehabt, Uranienborg, von wo er die Sterne beobachtet; jetzt sind nur noch ein paar Mauern vorhanden. Die Frau war eine Kapitänsgattin und hatte als solche freie Fahrt auf allen Schiffen zwischen Kopenhagen und Helsingör, zwischen Malmö und Helsingborg.

Das hatte nichts Störendes; denn einmal war man durchaus nicht eilig, und dann kam es doch so, daß man manchmal aufsehen mußte und nachdenken, wenn man an einem Brief schrieb oder in das Tagebuch, das früher einmal mit ganz anderer Schrift, ängstlich und schön, begonnen war. Der Graf Brahe lebte ganz abseits von seinen Töchtern.

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