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Aktualisiert: 22. Mai 2025
Da, das kannst du haben, ich will’s nicht.« Damit drückte er den halben Gulden in Stinelis Hand. »Sechshundert Blutzger!« wiederholte Stineli voller Entsetzen. »Aber woher hast du das viele Geld hier?« Rico erzählte nun alles, wie es gegangen war bei dem Lehrer, und endete wieder mit dem Worte des größten Leides: »Jetzt ist alles verloren.«
Der Wunsch mußte Rico schwer auf dem Herzen liegen, denn er kam mit einem tiefen Seufzer heraus. Stineli war gleich ganz voller Teilnahme und unternehmender Gedanken. »Wir wollen eine kaufen zusammen«, rief es plötzlich in großer Freude über die Hilfe, die ihm in den Sinn gekommen war. »Ich habe ganz viele Blutzger von der Großmutter, etwa zwölf; wie viele hast du?«
Die rief aber nicht, damit es ihr noch helfe, sondern sie hatte ihm etwa einen Blutzger zu geben, der ihr in die Hand kam, oder sonst etwas, denn Stineli war ihr Liebling und sie sah es mehr als sonst irgend jemand, wie viel das Stineli schon tun mußte für sein Alter, mehr als die meisten Kinder.
»Ich wollte gern eine kaufen«, sagte Rico ein wenig herzhafter; aber er erschrak sehr, als der Lehrer mit einem Male in hellem Zorn ihn anfuhr: »Was? Was sagst du da? So ein – verlorenes, unvernünftiges, welsches Büblein, wie du eins bist, eine Geige kaufen? Weißt du denn, was eine Geige ist? Weißt du, wie alt ich war und was ich gelernt hatte, eh’ ich eine Geige anschaffen konnte? Lehrer war ich, fertiger Lehrer, zweiundzwanzig Jahre alt und stand in meinem Beruf! Und dann so ein Büblein, wie du eins bist! Und jetzt will ich dir sagen, was eine Geige kostet, so kannst du deinen Unverstand bemessen. Sechs harte Gulden habe ich bezahlt dafür; kannst du dir die Summe vergegenwärtigen? Wir wollen sie gleich einmal in Blutzger auflösen: Enthält ein Gulden 100 Blutzger, so enthalten sechs Gulden 6
So blieb es ausgemacht, und Stineli dachte, es wolle daheim tun, was es nur könne, und ganz früh aufstehen und das Feuer anmachen, eh’ nur die Mutter auf sei; denn wenn es so immerfort etwas tat von früh bis spät, steckte ihm gewöhnlich die Großmutter einen Blutzger in den Sack.
»O, wie schade!« sagte Stineli und stand ganz verblüfft da, aber nicht lange. »Es ist gleich, Rico«, sagte es wieder fröhlich und nahm ihn bei der Hand zum Heimgehen, »du kannst nur morgen fragen. Ich habe auch schon wieder einen Blutzger bekommen heute früh von der Großmutter, weil ich schon auf war, als sie in die Küche kam.«
»Es ist alles verloren«, sagte Rico, und seine Augenbrauen kamen vor Leid so nah zusammen, daß ein dicker, schwarzer Strich war über die Augen hin. »Eine Geige kostet sechshundert Blutzger, und in vierzehn Jahren kann ich eine kaufen, wenn schon lange alles tot ist; wer wollte noch am Leben sein in vierzehn Jahren.
»Gleich 600 Blutzger«, ergänzte Rico leise, denn der Schrecken versagte ihm die Stimme, nun er die Summe überschaute und Stinelis zwölf Blutzger damit verglich. »Und dann, Büblein«, fuhr der Lehrer im Zuge weiter fort, »was meinst du? Meinst du, es nimmt einer eine Geige nur in die Hand und spielt? Da muß einer anders dran, bis er so weit ist.
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