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Jeanette, Ninas Tochter, ein Mädchen von sprühendem Temperament, sorglos wie eine Elfe, folgte Olivia auf Schritt und Tritt; sie war wie behext von der schönen Freundin ihrer Mutter, und Nina, die es merkte, lächelte still und bat Olivia, sie möge doch wieder zu ihr kommen wie früher.

Von dem Geliebten hörte sie erst wieder, als er bei Kriegsausbruch freiwillig ins Feld zog. Er sandte einen letzten Gruß. Heute hatte sie die Nachricht erhalten, daß er gefallen sei. In das verstörte Herz fiel der Strahl der Lampe. Ihr Geisterschein ließ aufschimmern, was Ninas wortunkundige Lippen verschweigen mußten.

Leib und Seele standen auf widereinander; ach, dieser Verzicht, dies dumpfe Sichnichtkennen, das nun Verrat wurde! Der ewige Hunger der Dämonen schrie nach Stillung. Eine reuevolle Unruhe erfaßte sie. Ingbert war der Erwecker ihrer Sinne gewesen, und ihre Sinne erhoben sich, jetzt, aus der Zerrüttung menschlicher Dinge, aus Ninas vernichtetem Schicksal.

Jedoch Olivia glaubte nicht an die Aufrichtigkeit dieser Bitte, ein seltsam steinerner und kalter Ausdruck, der fast nie aus Ninas schwermütigen Zügen wich, machte sie stutzig und argwöhnisch, und in einer Sekunde visionären Schauens war es ihr, als klaffe zwischen dieser Mutter und dieser Tochter ein Abgrund, von dem beide noch nichts ahnten.

Olivia hatte lange nicht mit einer Frau gesprochen; persönliches Wort auf dem Grund persönlichen Gefühls zu finden, fiel ihr schwer. Sie hatte verlernt, wichtig zu nehmen, was der einzelne in seinem Kreis mit seinem Schicksal auszukämpfen hat; nun sah sie die Verarmung darin und empfand Reue. Sie legte die Hände wie schützend auf Ninas Haar.