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An einem Nachmittag um die Dämmerungsstunde betrat sie das kleine Lese- und Sprechzimmer, das für die Genesenden eingerichtet worden war. Es war niemand darin als Schwester Nina Senoner. Sie saß am Tisch und hatte den Kopf in die Hand gestützt. Trotz der Dunkelheit war an den Umrissen des schönen Gesichts der Kummer erkennbar.

Die Lichter taten ihr weh; das Lachen und Scherzen, Nina Senoners Herzlichkeit, alle Bewegung, Musik und Worte, alles tat ihr weh.

Einst standen sie in der Dämmerung nah’ beieinander am Fenster, da wurden rasche Schritte hörbar, und Jeanette trat ein. Sie blieb an der Schwelle stehen und lachte. Nina drehte sich um und bemerkte unmutig: »Wie kann man sich nur so taktlos benehmen!« – »Aber Mutterrief Jeanette, abermals und noch lauter lachend. Was konnte der Grund ihres Lachens sein, das eigentlich ein wenig albern klang?

Aber statt seiner kam, als ich läutete, Nina ans Gitter; da konnt' ich die vielen Worte sparen. Das kluge Kind schien durchaus nicht überrascht, mich wiederzusehen. Auch nahm sie den Brief unbedenklich an. Aber auf meine Frage, ob sie glaube, daß die Signorina mir antworten würde, machte sie eine diplomatische Miene und sagte: Wer kann es wissen?

Allmählich verkörperte sie für Nina den Argwohn der Welt, die Stimme des Gewissens, die Pflicht, die sie dem Gatten schuldete. Schaute sie in das Antlitz der Tochter, so fühlte sie die unbarmherzige Forderung, die Fessel nicht zu brechen, die fast zwei Jahrzehnte um sie geschmiedet hatten, empfand sie die ganze Nüchternheit und Dumpfheit ihres Daseins.

So ruhig schrieb sie das Billett, sagte die Nina, als wenn jemand sterben will, weil die Schmerzen ihn nicht leben lassen, und schreibt noch seinen letzten Willen auf. Sie habe immer geglaubt, sie zu kennen wie sich selbst; aber in der letzten Zeit verstehe sie nicht mehr von ihr wie von der himmlischen Vorsehung.

Das wollt' ich Euch sagen, Padrona, und nun schenk' Euch die Madonna eine gute Nacht, Signora Fenice!" Damit wandte er sich zu seinem Gesellen, neigte sich, wie dieser, vor dem Bilde in der Ecke, kreuzte sich und beide verließen mit der Magd das Gemach. "Gute Nacht, Nina!" rief das Mädchen.

Aber was soll man davon denken, lieber Herr, daß nun doch Hochzeit sein wird, und die Bicetta herumgeht, wie Nina sagt, ohne eine Träne zu vergießen, auch nicht mehr bittet und fleht, weder den Vater, noch die Mutter, noch irgendeine Menschenseele, ja vielleicht nicht einmal unsern Herrgott?

Denn an Euch und Eurer Treue konnte sie doch nicht zweifeln. Nina sagt, man habe ihr gedroht, sie in ein Kloster zu sperren, wenn sie den Vetter nicht nehme. Ein Kloster ist freilich kein Ort für unsere Bicetta.

Je näher der Abend rückte, je bänger wurde mir der Mut, und in der verabredeten Stunde schleppte ich, wie ein schwerer Verbrecher, der vor seinen Richter treten soll, meine Schritte nach der Villa hinaus. Ich erschrak heftig, als ich statt der Nina, die ich am Gitter zu treffen dachte, ihren Vater am Portal stehen sah.