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Aktualisiert: 19. Oktober 2025
Er war es satt, die Grenzen des Metiers verwischt zu sehen in diesen aus Verzweiflung, Wut und Gewaltsamkeit erzeugten Produkten, in denen ganze Farbenknoten zur Plastik drängten. Er wollte, er konnte sich nicht erklären, aber Willenius bedurfte der Erklärung nicht, er empfand sie in seiner frierenden Brust. Er ahnte, was es heißen sollte: der Mohn sähe aus wie Blut.
Zweimal irrte sein Blick zur Seite; er fing ihn wieder hinter verkniffenen Lidern. »Donnerwetter, das ist eine Leistung«, sagte er endlich in einem fast bestürzten Ton. Willenius atmete hoch auf; die Nässe schoß ihm in die Augen; dieses Wort erlöste ihn.
Es war ihm zu nah und zu momentan, und weil seine Phantasie nicht ins Spiel kommen konnte, schloß er, daß Willenius keine Phantasie besitze und daß er diesen Mangel durch übergroße Deutlichkeit und die gierige Preisgebung aller Kräfte unbewußt verhülle. Er war des prostituierenden Treibens satt, denn alle und alles um sich her sah er davon angefault.
Es war im November. Schon in den ersten Tagen hörte Willenius von einer Ausstellung im Künstlerverein. Ein neuer Mann, Johannes Nimführ, hatte dort seine Arbeiten an die
Eines Nachmittags begab sich Willenius hin, um die Bilder anzuschauen. Erst schritt er langsam von Leinwand zu Leinwand, dann blieb er mit hängenden Armen stehen, die Fäuste geballt, den Rücken gebeugt, den Kopf gierig vorgestreckt, die Lippe zitternd. Es waren Landschaften.
Abermals betrachtete Nimführ das Bild, trat näher, schritt zurück, neigte den Kopf, faltete die Stirn, nickte, zog die Lippen auseinander, lächelte, sagte »Teufel noch einmal«, drückte endlich dem Freund warm die Hand und ging. Willenius wurde stutzig. Warum geht er fort? dachte er voll Argwohn.
Zuerst wich er zurück, dann umschloß er mit eiserner Faust das Handgelenk des Rasenden, wand ihm mit der Rechten das Messer aus den Fingern, schleuderte es in einen Winkel, hierauf ging er und machte die Türe nicht lauter zu als sonst. Willenius schlich an die Wand und genau dort, wohin das Messer gefallen war, kauerte er sich nieder.
»Ich finde hier einen Unterschied bestätigt, den ich schon oft konstatiert habe,« bemerkte Hadwiger, »den Unterschied zwischen Ding-Naturen und Idee-Naturen. Dieser Willenius ist eine Ding-Natur, trotz seines wunderbaren Talents. Ja, ich möchte ihn fast einen Fetischisten nennen. Ich habe mit Arbeitern zu tun gehabt, die ganz ähnlich veranlagt waren.
Willenius, der wie alle schüchternen und verschlossenen Menschen im Zorn jedes Maß und jeden Halt verlor, schrie: »Ich pfeife auf deine Sachlichkeit. Sachlich bin ich, wenn ich arbeite. Jetzt fordere ich Rechenschaft von dir als Person.
Am Abend kam Nimführ wie gewöhnlich herüber, stand wieder lange vor dem Bild, sprach dann über gleichgültige Dinge, plötzlich aber, während er eine Zigarre anzündete, meinte er obenhin: »Dein Mohn sieht garnicht aus wie Mohn, sondern wie Blut.« Willenius zuckte zusammen. »So?« sagte er kurz, »ich dächte doch.« Und als Nimführ schwieg, fuhr er mit rauher Stimme fort: »Rede nur von der Leber weg; du hast was gegen das Bild, ich hab’s gleich gemerkt.«
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