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Von Luxus wird Scheidler in keinerlei Form berührt. Auf Gold und Purpur der Kaiser würde er blicken, ohne daß seine schwarze Tuchweste mit der einfachen Stahlkette darüber, sein noch nicht zur Cravatte gewordenes schwarzes Halstuch, sein blauer, je nach den Umständen neuerer oder älterer Überrock und seine derben Sporenstiefel ihm auch nur in den Sinn kämen.

Da tönt auf dem Corridor ein fester sporenklingender Schritt, man meldet den Professor Scheidler. Ich stehe auf, reiche ihm die Hand und heiße ihn durch Zeichen willkommen, denn das traute Wort hätte er nicht gehört; seit mehr als zehn Jahren unheilbar taub, lebt er von Todesstille umgeben.

Professor Scheidler, dessen brieflich geäußerte Ansichten sie wohl am meisten in ihrer Gegnerschaft zu der landläufigen Auffassung ihrer Standesgenossen unterstützten, schrieb ihr darauf: "Wären Sie ein Mann, so würde ich von Ihrer öffentlichen Tätigkeit Großes von Ihnen erwarten, so aber fürchte ich fast, daß Ihre Ideen nicht zu Ihrem Glück gereichen."

Kein Haus, wo er Karl genannt wird, er ist für jeden nur der Professor Scheidler. Keine Frau, die 'wir' sagte, kein Wesen auf Erden, dessen erste und oberste Neigung ihm gehörte.

Menschenfurcht, Eigennutz, Neid, Unwahrhaftigkeit kennt Scheidler nur, soweit er sie in Anderen zu bekämpfen hat, seinem eigenen Herzen sind sie fremd; er hat jene Unschuld der Seele, die das Böse kennt, wie man Geschichte weiß, niemals aber damit durch eigene Erfahrung befleckt ist; die mit der Sünde zu schaffen gehabt, nie aber sie in sich aufgenommen hat; eine Unschuld, die nicht, wie bei einem Kinde, Unwissenheit ist, vielmehr angeborene Reinheit, Unnahbarkeit, ein Tugendgranit, dem Sturm und Tropfenfall nichts anhaben, über den die Zeit keine Macht besitzt.

"Über den Staatsstreich von Louis Napoleon," heißt es in einem Brief an Scheidler, "stimmen wir nicht überein: ich billige ihn, ohne mich jedoch für die Zukunft zu verbürgen. Durch den Stall des Augias mußte ein Strom geführt werden, während eine holländische Milchwirthschaft durch blanke Wassereimer gereinigt werden kann.

Jennys Jugendbild würde ein unvollkommenes bleiben, und vieles in ihrer späteren Entwicklung bliebe unverständlich, wenn des Mannes vergessen würde, der ihr unter ihren männlichen Freunden nicht nur am nächsten stand, sondern auch den nachhaltigsten Einfluß auf sie ausübte: der Jenaer Professor der Philosophie K. H. Scheidler.

Scheidler ist ein Mann der strengen Wissenschaft, ohne daß er darum aufhörte, ein Freund der schönen Literatur zu sein; ein zierliches Gedicht, ein guter Roman findet bei ihm offenen Eingang neben den tiefsten Gedanken über Philosophie und Geschichte.

"Scheidler ist recht eigentlich ein Kind deutscher Erde. Er ist der echte deutsche Mann. Vor allem, er ist der Mann von deutschem Gemüt, dessen angeborene Redlichkeit und festgewurzelte Gerechtigkeit ein so freies und offenes, allem Menschlichen mit brüderlichem Vertrauen entgegenkommendes Herz gibt.

Ich habe, wie Du weißt, viel verbrannt, so als Braut vier Bände Tagebücher und später viele Kisten voll oft recht interessanter Briefe, auch die von Scheidler, meinem Hausphilosophen, wie er sich nannte.