United States or Laos ? Vote for the TOP Country of the Week !


Nimmt man dagegen an, daß Kleist von Fichtes »Bestimmung des Menschen« herkam und daß er den Inhalt und Gedankengang dieses Buches in großen Zügen vor Rühle entwickelte so würde auch dieser Umstand sich klären. Denn wir erinnern uns, daß alle Deduktionen Fichtes über Wert und Unwert der Erkenntnis vom Problem der Willensfreiheit ihren Ausgang genommen hatten.

Was darin gesagt ward, war von mir schon längst im voraus widerlegt ... Und das soll die Nahrung sein für meinen brennenden DurstDer sehr seltene »Kettenträger« ist mir bisher leider nicht zugänglich gewesen: aber nach einem Referat, das ~Minde-Pouet~ in seiner Ausgabe von Kleists Briefen von ihm gegeben hat, handelt es sich in ihm um einen »krausen, mit unmöglichen Geister-, Zauber- und Liebesgeschichten durchsetzten Roman, der dartun will, daß jedes Menschen Bestreben, sein Schicksal zu lenken, fruchtlos sei, da wir unfrei und gebunden sindUnd eine solche Schrift konnte Rühle Kleist als Heilung gegen die Wirkung der Lektüre der »Kritik der reinen Vernunft« empfehlen?

In dem ersten Brief an Wilhelmine berichtet Kleist, daß er sich in seiner Verzweiflung über das Ergebnis, zu welchem er sich durch die »Kantische Philosophie« hingeführt sah, zuerst seinem Freunde ~Rühle~ mitgeteilt und anvertraut und daß dieser ihn auf einen vor kurzem erschienenen Roman »Der Kettenträger« verwiesen habe. »Es herrscht in diesem Buche so sagte er ihm eine sanfte freundliche Philosophie, die Dich gewiß aussöhnen wird mit allem, worüber Du zürnst«. »Es ist wahr so fährt Kleist in seiner Erzählung fort er selbst hatte aus diesem Buche einige Gedanken geschöpft, die ihn sichtbar ruhiger und weiser gemacht hatten.

Der Geist, der über die Welt herrscht so schreibt Kleist später einmal an Rühle kann im tiefsten Grunde seines Wesens kein böser Geist sein; aber er ist und bleibt ein unbegriffener Geist. Die Last dieser Unbegreiflichkeit hat Kleist von nun ab tiefer und tiefer empfunden.