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Maria verließ den Gang und trat bekümmerten Herzens in Machtelds Schlafgemach; wie erstarrt blieb sie vor dem Bette stehen und betrachtete das unglückliche Mägdelein, das so sanft schlief. Eine helle Träne glänzte unter seinen Wimpern, und der Atem ging schwer und fiebrig. Plötzlich zog es die Hand unter der Decke hervor und reckte sie, als wollte es ein Schreckbild verscheuchen.

Währenddessen hatten sich Machtelds Augen geschlossen, und sie schien zu schlafen. Ein lichter Hoffnungsschimmer drang in das Vaterherz; diese Ruhe konnte sein Leiden und die Schmerzen seiner Tochter lindern. In diesem Gedanken verhielt er sich ganz still, um den Schlaf des Mägdeleins nicht zu stören.

Der Vater Machtelds sieht mich! dachte er, und dann fühlte er, wie seine Brust sich weitete; seine Muskeln spannten sich, und seine Seele war von Todesverachtung erfüllt. Der goldene Ritter rief ihm manchmal zu, er solle sich nicht so sehr der Gefahr aussetzen; aber diese Worte klangen in Adolfs Ohr wie ein Lob: sie hatten nur die entgegengesetzte Wirkung!

Ein Lächeln unaussprechlicher Freude und ein herzlicher Kuß waren Machtelds Antwort. Aber plötzlich schien sich ein quälender Gedanke in ihrem Geist zu regen, ihre Züge wurden traurig, und schweigend blickte sie zu Boden, wie jemand, der von Scham ergriffen ist. Robrecht warf einen forschenden Blick auf seine Tochter und fragte sie: »Machteld, mein Kind, warum wirst Du plötzlich so traurig

Von diesem schrecklichen Worte betroffen, warf sich Maria in Machtelds Arme; ihre Tränen flossen auf die klopfende Brust ihrer unglücklichen Freundin, und man hörte sie nur noch still schluchzen. Nachdem sie einander solcherart einige Zeit stumm und voll bitteren Schmerzes umschlungen gehalten hatten, fragte Machteld: »Versteht Ihr nun meinen Schmerz?