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Aktualisiert: 16. Juni 2025
Wenn Satisch noch ein Wort gesagt hätte, so hätte er sich wie eine wilde Katze auf ihn gestürzt und seine Nägel als Krallen gebraucht. Kiran war sehr unglücklich über diese Szene.
Die Leute im Dorf hatten ihn nicht gesehen, die Polizei konnte keine Spur von ihm entdecken. »Nun laßt uns doch einmal unsere Neugierde befriedigen und seinen Koffer ansehen«, meinte Scharat. Aber Kiran ließ es nicht zu. Sie ließ den Koffer auf ihr Zimmer bringen, und nachdem sie das Tintenfaß herausgenommen hatte, warf sie es in den Fluß. Die ganze Familie kehrte nach Hause zurück.
Aber Scharat und seine Mutter hatten für solche Reden taube Ohren, ihnen war das Leben ihres Lieblings wichtiger als alle Weisheit eines Dorfes. Denn in solchen Fällen haben die Menschen immer ihren eigenen Maßstab. So waren sie also nach Tschandernagur gereist und Kiran war genesen, wenn sie auch noch sehr schwach war.
Der Diener berichtete, daß ein Boot im Sturm gekentert, und daß es einem der Insassen, einem jungen Brahmanenknaben, gelungen sei, ans Ufer zu schwimmen und in ihrem Garten zu landen. Kiran war mit einem Male wieder sie selbst mit all ihrer liebreichen Hilfsbereitschaft. Sie machte sich sofort daran, trockenes Zeug für den Knaben herauszusuchen.
Er stand auf, ohne viel gegessen zu haben, und sagte gepreßt: »Ich bin nicht hungrig.« Er bildete sich ein, daß Kiran von seiner dauernden Appetitlosigkeit hören würde; er malte sich ihre Besorgnis aus und hoffte, sie würde ihn rufen lassen und ihn zum Essen drängen. Aber nichts dergleichen geschah. Kiran erfuhr nie davon und ließ ihn nicht rufen, und das Mädchen aß alles auf, was er übrigließ.
Nilkanta kam zu der festen Überzeugung, daß Satisch Kiran gegen ihn einnahm. Wenn Kiran zerstreut war und ihm nicht wie sonst freundlich zunickte, zog er sofort daraus den Schluß, daß Satisch ihn bei ihr verleumdet hätte. Er betete jeden Tag zu den Göttern mit der ganzen Inbrunst seines Hasses, sie möchten ihn in seinem nächsten Leben als Satisch und Satisch als Nilkanta geboren werden lassen.
»Dein Doktor weiß natürlich alles«, erwiderte Kiran. »Aber du weißt doch auch, daß gerade jetzt überall so viel Krankheiten sind!« sagte Scharat. »Du tätest gut, noch ein paar Monate hierzubleiben.« »Als ob hier alle Welt gesund wäre!« Die Sache war die: Kiran war der allgemeine Liebling ihrer Verwandten und Freunde, so daß, als sie ernstlich erkrankte, alle in großer Sorge um sie waren.
Endlich legte Kiran mit einem tiefen Seufzer das Tintenfaß in den Koffer zurück, und als sei sie selbst der Dieb, verbarg sie es wieder unter der Wäsche und den anderen Dingen, und obenauf legte sie die Geschenke und die Banknote, die sie mitgebracht hatte. Am nächsten Tage war der Knabe nirgends zu finden.
Kiran stieg das Blut heiß in die Wangen, sie sank wie betäubt neben dem Koffer nieder, das Tintenfaß in der Hand, ganz verwirrt und ratlos. Inzwischen war Nilkanta von hinten ins Zimmer gekommen, ohne daß Kiran ihn bemerkte. Er hatte alles gesehen und glaubte, daß Kiran sich bei ihm eingeschlichen habe, um ihn als Dieb zu entlarven, und daß seine Tat nun entdeckt sei.
Ihr Gesichtchen war so schmal und blaß, daß der Gatte, wenn er sie ansah, von Mitleid erfüllt war, und der Gedanke, wie nahe sie daran gewesen war, ihm zu entgleiten, machte sein Herz erzittern. Kiran liebte fröhliche Geselligkeit; das einsame Leben in der Villa am Fluß war gar nicht nach ihrem Geschmack.
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