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Aktualisiert: 31. Mai 2025
Du hattest Papier darauf geworfen und wirst sie deshalb übersehen haben!« Vergnügt und erwartungsvoll öffnete Gretchen die Schachtel. O weh! als sie den Deckel abhob, lachte ein glänzendes, zierlich gearbeitetes Vorlegeschloß sie boshaft an. »Das ist eine Anspielung für dich, teures Plappermäulchen!« rief Melanie mit schwesterlicher Schadenfreude, und hielt das Schloß an Gretes Lippen.
Dieser plötzliche Entschluß in so bestimmter Form, diese Wandlung erschien ihr bei Gretes ganzer Veranlagung, bei der Stellung, die sie bisher zu Tankred eingenommen, und bei der Nüchternheit ihrer Auffassung so außerordentlich, sie verrieten so ungewöhnliche Vorgänge, daß Frau von Tressen vor allem in Grete drang, sich ihr ganz anzuvertrauen.
Wohl nur infolge der Gegenwart der Mutter behielt sie ihre Fassung, beugte ihr Gesicht zur Mutter, um diese vom Herumschauen abzuhalten, und sagte, allerdings zitternd und unüberlegt: »Komm, wollen wir nicht lieber auf einen Augenblick noch ins Wohnzimmer zurückgehen?« Die Absicht Gretes war für Gregor klar, sie wollte die Mutter in Sicherheit bringen und dann ihn von der Wand hinunterjagen.
Um so mehr drängte es Tankred, sich nun so rasch wie möglich Gretes zu versichern, und am nächsten Tage schon etwas ruhiger gestimmt, machte er sich denn auch um die Tischzeit auf den Weg nach Holzwerder, indem er diesmal den Postwagen benutzte.
Und eine ängstliche Stimme erhob sich in seinem Innern, die flüsterte, es sei nur Schein, daß Gretes Tod, das Zerwürfnis mit Tressens, der Fortgang Hederichs, die Krankheit Streckwitz's ihm förderlich werden würden. Freilich schoben seine Hoffnungen solchen Gedanken rasch wieder beiseite. Was konnte ihm anderes aus alle dem entstehen, als die Erfüllung seiner Wünsche? Und das Gute üben, war langweilig und öde, und durch die Entäußerung seines Ichs ward der Mensch nichts weiter, als der Sklave seiner Umgebung. Er aber wollte nicht nur herrschen und befehlen, sondern auch besitzen. Und das war nicht zu erreichen, wenn er sich moralisierend in Sack und Asche hüllte.
Tankred hatte während Herrn von Tressens Rede wiederholt, eifrig beipflichtend, den Kopf bewegt. Aber da er vorläufig noch nicht Gretes Bräutigam war, hemmte er den Strom bereitwilliger Rede und sagte, der Wirkung seiner Antwort gewiß: „Ich würde, wenn mir das Glück werden könnte, Fräulein Grete heimführen, es als eine Ehrensache betrachten, die Existenz derjenigen möglichst ausgiebig materiell sicher zu stellen, denen ich mein Lebensglück in erster Linie verdanke. Das als Antwort auf eine Eventualität, die in eine Thatsache umzuwandeln, Sie, mein hochverehrter Herr von Tressen, so freundlich und gütig sein wollen, zu unterstützen.“
So äußerte sich wiederholt meine Mutter, die übrigens Frau von Tressen trotz ihrer Fehler sehr schätzte und ihre ehrenwerten Gesinnungen lobte.“ „Weißt Du etwas von den Geldverhältnissen drüben?“ „Ja, man sagt, Herr von Tressen habe das ihm von seiner Frau mitgebrachte Vermögen bis auf den letzten Pfennig verthan, und beide lebten schon seit Jahren von Gretes Einkünften.
Gegenwärtig aber beschäftigte Frau von Tressen noch etwas anderes als nur die materielle Sorge. Seit dem Abschied von Holzwerder hatte sie ihr Enkelkind nicht wieder gesehen, und da sie nun erfuhr, ihr Schwiegersohn sei auf Monate verreist, gab's nur einen Gedanken für sie: Gretes Kind einmal an ihr Herz zu drücken.
In dieser Fassung machte der Inhalt keinen sehr vorteilhaften Eindruck, und was noch schlimmer war, er bot durchaus keine sichere Bürgschaft, daß Tankred einmal Miterbe von Falsterhof würde. Er konnte das Schriftstück Tressens vorlegen und einen Kommentar dazu geben, aber es blieb doch sehr zweifelhaft, ob Gretes Eltern sich damit begnügen würden. Was bedeuteten fünfzigtausend Mark?
Aber Gretes Worte hatten die Mutter erst recht beunruhigt, sie trat zur Seite, erblickte den riesigen braunen Fleck auf der geblümten Tapete, rief, ehe ihr eigentlich zum Bewußtsein kam, daß das Gregor war, was sie sah, mit schreiender, rauher Stimme: »Ach Gott, ach Gott!« und fiel mit ausgebreiteten Armen, als gebe sie alles auf, über das Kanapee hin und rührte sich nicht. »Du, Gregor!« rief die Schwester mit erhobener Faust und eindringlichen Blicken.
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