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Aktualisiert: 22. Mai 2025


Der Vater lächelte entschuldigend. „Im guten einigt man sich schließlich immer. Nicht wahr, mein lieber Heßling?“ Aber Diederich fand es gefährlich, wieder gut zu werden. „Der Teufel ist Ihr lieber Heßling!“ schrie er. „Für Sie heiß’ ich Herr Doktor!“ „Ach so“, machte Göppel, ganz starr. „Es ist wohl das erstemal, daß jemand Herr Doktor zu Ihnen sagen muß?

Diederich bestätigte alles, was Göppel wollte; er hatte über den Kanzler, die Freiheit, den jungen Kaiser keinerlei Meinung. Da aber ward er peinlich berührt, denn ein junges Mädchen war eingetreten, das ihm auf den ersten Blick durch Schönheit und Eleganz gleich furchtbar erschien. „Meine Tochter Agnes“, sagte Herr Göppel.

Ach so.“ Und so imposant sie angefangen hatte, hierüber kam sie nicht hinweg. Diederich nannte sie im stillen eine dumme Gans. Die ganze Gesellschaft paßte ihm nicht. Von feindseliger Schwermut erfüllt, sah er darein, bis die letzten Verwandten aufgebrochen waren. Agnes und ihr Vater hatten sie hinausbegleitet. Herr Göppel kehrte zurück, erstaunt, den jungen Mann allein noch im Zimmer zu finden.

Agnes hatte sich zurückgezogen und, Diederich bereute seinen Ausspruch. Aber die Creme, auf die alle gespannt waren, blieb aus. Herr Göppel riet seiner Tochter, einmal nachzusehen. Bevor sie ihren Kompotteller hingesetzt hatte, war Diederich aufgesprungensein Stuhl flog an die Wandund festen Schritts zur Tür geeilt. „Marie! Der Krehm!“ rief er hinaus.

Wieso harte Zeit?“ sagte Herr Göppel. „Sie ist doch nur hart, wenn wir uns gegenseitig das Leben schwer machen. Ich hab’ mich mit meinen Arbeitern noch immer vertragen.“ Diederich zeigte sich entschlossen, daheim in seinem Betrieb eine ganz andere Zucht einzuführen. Sozialdemokraten wurden nicht mehr geduldet, und Sonntags gingen die Leute zur Kirche! – Das auch noch? meinte Herr Göppel.

Das Gewissen schlug ihm laut, er nahm sich dunkel vor, nachher mit Herrn Göppel zu sprechen. Leider fing Herr Göppel nach dem Essen wieder von den Krawallen an. Wenn wir endlich den Druck der Bismarckschen Kürassierstiefel los waren, brauchte man die Arbeiter nun nicht mit Dicktun in Reden zu reizen.

Göppel ward immer ratloser. „Ja, was wollen Sie dann überhaupt?“ „Ich? Gar nichts. Ich dachte, Sie wollten was, weil Sie mich besuchen.“ Göppel gab sich einen Ruck. „Das geht nicht, lieber Heßling. Nach dem, was nun mal vorgefallen ist. Und besonders, da es schon so lange dauert.“ Diederich maß den Vater, er zog die Mundwinkel herab. „Sie wußten es also?“ „Nicht sicher“, murmelte Göppel.

Davon verstehen Sie nichts!“ Auch Diederich fing an, sich aufzuregen. „Ich habe Ihre Tochter nicht verführt. Ich habe getan, was sie wollte, und dann war sie nicht mehr loszuwerden. Das hat sie von Ihnen.“ Mit Entrüstung: „Wer sagt mir, daß Sie sich nicht von Anfang an mit ihr verabredet haben? Dies ist eine Falle!“ Göppel hatte ein Gesicht, als wollte er noch lauter schreien.

Er schwieg forschend, einmal faßte er in die Tasche. Als Diederich unvermittelt, ohne um Geld gebeten zu haben, Abschied nahm, bekundete Göppel große Herzlichkeit. „Meine Tochter werd’ ich von Ihnen grüßen“, sagte er sogar, und an der Tür, nachdem er ein wenig überlegt hatte: „Kommen Sie doch nächsten Sonntag wieder!“ Diederich war fest entschlossen, das Haus nicht mehr zu betreten.

Er hatte den Gedanken an die Katastrophe immer hinausgeschoben, und jetzt war sie da. Er mußte sich setzen. „Nämlich,“ begann Göppel, „ich komme, weil es Agnes gar nicht gut geht.“

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