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Aktualisiert: 3. Juni 2025


Eure Majestät haben liberale Institutionen durch liberale Personen einführen lassen,“ erwiderte Drouyn de L'huys, „und zwar durch Personen, welche durchdrungen sind von dem parlamentarischen Doctrinismus, der niemals selbstständig und fest handelt, sondern immer nach rechts und links hin lauscht, was wohl der leicht beweglichen öffentlichen Meinung in jedem Augenblick am meisten zusagen möchte. Es ist aber,“ fuhr er fort, „eine alte Regel der Staatskunst, daß man liberale Institutionen immer durch sehr feste und energische Männer einführen lassen muß, durch Männer, welche in ihren Grundgesinnungen wesentlich conservativ und vor Allem der Regierung und der Dynastie sehr ergeben sind, damit man in der freiern Bewegung die Zügel nicht aus den Händen verliert,

Aber glauben Sie nicht,“ sagte Herr Meding, „daß Drouyn de L'huys, dem ja der Kaiser schon mehrfach das Portefeuille angeboten hat, doch endlich die Leitung der Angelegenheiten wieder übernehmen und größere Festigkeit und Klarheit in die französische Politik bringen werde?“ Der Graf von Chaudordy schüttelte den Kopf.

Doch werden dort,“ fiel der Kaiser ein, „namentlich in den katholischen Kreisen vielfache Sympathien für Frankreich laut. Man erwartet von uns Hülfe und Beistand.“ „Um Hülfe und Beistand zu erwarten,“ erwiderte Drouyn de L'huys, „muß man zunächst selbst handeln.

Drouyn de L'huys blickte lange ernst und schweigend vor sich nieder, dann erhob er das kluge offene Auge zu dem Kaiser, der mit dem Ausdruck lebhaftester Spannung seine Antwort erwartete. Er sprach ruhig und langsam, jedes Wort scharf betonend: „Eure Majestät haben mir in wenig Worten eine Frage gestellt, welche nicht leicht ist kurz zu beantworten.

Ich glaube,“ sagte Drouyn de L'huys, „aus den Andeutungen Eurer Majestät entnehmen zu dürfen, daß Ihre Ideen sich auf dem Wege befinden, den ich unter den augenblicklichen Verhältnissen nur als den richtigen anerkennen kann.

Ich werde dann, Sire,“ erwiderte Drouyn de L'huys, „jeden Augenblick bereit sein, Eurer Majestät meine Ideen, über welche ich reiflich nachdenken will, auseinanderzusetzen, und diese Ideen, wenn Sie dieselben acceptiren, auszuführen.“

Herr Drouyn de L'huys verneigte sich mit würdevoller Ruhe vor dem Kaiser und sprach mit seiner vollen und klaren aber etwas leisen Stimme: „Ich bitte um Verzeihung, Sire, daß ich Eure Majestät nicht schon am Wagenschlag empfangen habe. Aber ich bin durch die Ehre Ihres Besuchs so vollständig überrascht, daß ich kaum die Zeit hatte, Ihnen entgegen zu eilen.“

Weil,“ fiel Drouyn de L'huys ein, „Eure Majestät hierbei einen Fehler gemacht haben. Das heißt,“ schaltete er, sich verneigend ein, „nach meiner unvorgreiflichen Ueberzeugung, welche Sie mir frei auszusprechen befohlen haben

Ich achte Herrn Drouyn de L'huys hoch,“ sagte er mit einiger Zurückhaltung, „er ist ein Mann von großer und ausgedehnter Erfahrung, von tiefen Kenntnissen und großer Charakterfestigkeit. Freilich,“ fuhr er fort, „sagt man, daß diese Charakterfestigkeit zuweilen ein wenig die Grenzen des Eigensinns streifen soll,

Man könnte dadurch mit einem Schlage einen Schwerpunkt aus dem parlamentarischen Parteitreiben herausnehmen, welches jetzt nur zu sehr der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens geworden ist.“ Drouyn de L'huys blickte ein wenig erstaunt in die lebhaft erregten Züge des Kaisers.

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