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Aktualisiert: 9. Juni 2025


Breiteneder und Rebay waren schon auf der weißen Straße, und Jedek, wieder ganz ruhig geworden, kam ihnen nachgetänzelt. Er nahm sein graues Hütel ab, hing es an seinen Spazierstock und hielt den Stock mit dem Hut über die Schultern wie ein Gewehr, während er mit der anderen Hand gewaltige grüßende Bewegungen zum Himmel empor vollführte.

Soll ich mich umbringen, ich?... Warum denn? – Meiner Seel, ich hab Unglück genug gehabt auf der Welt! – Oder meinen Sie, das ist ein Leben, Herr von Breiteneder, wenn man einmal Theaterstück geschrieben hat, wie ich als junger Mensch, und man ist mit achtundsechzig schließlich so weit, daß man auf einem elenden Klimperkasten für schäbige paar Kreuzer die heisern Ludern begleiten muß, und ihnen die Couplets schreiben ... Wissen S’, was ich für ein Couplet krieg’?... Sie möchten sich wundern, Herr von Breiteneder

Breiteneder wandte sich um ... Wie, der war ihm auch nachgelaufen?... Was wollte denn der von ihm?... Es war der närrische Jedek; man hatte ihn nie anders geheißen, aber es war zweifellos, daß er in der nächsten Zeit ernstlich und vollkommen verrückt werden mußte. Vor ein paar Tagen hatte er seine lange blasse Frau am Leben bedroht, und es war rätselhaft, daß man ihn frei herumlaufen ließ.

Einmal sagte ihm Frau Ladenbauer an der Türe: »Also heut dürfen Sie schon hineinkommen, Herr von Breiteneder. Aber bitt schön, daß Sie sich nicht verraten.« – »Warum soll denn ich mich verratenfragte Karl, »was ist denn g’schehn?« – »Ja, mit den Augen ist leider keine Hilfe mehr.« – »Wieso denn?« – »Sie sieht halt nichts mehr ..., das ist ihr leider Gottes von der Krankheit zurückgeblieben.

»Die Melodie hat’s nicht gemachtsagte Breiteneder.

Auch gibt’s in meinen Couplets niemals eine Unanständigkeit, niemals eine Zote!... Und das Couplet, wegen dem der alte Ladenbauer damals is verurteilt worden, war von einem andern!... Und heut bin ich achtundsechzig, Herr von Breitenederdas ist ein Numero!

»Ich bin nicht schuld daran, Herr von Breiteneder ... bitte sehr, das kann keiner sagenKarl Breiteneder hörte diese Worte wie von fern an sein Ohr schlagen und wußte doch ganz genau, daß der, der sie sprach, neben ihm einhergingja er spürte sogar den Weindunst, in den diese Worte gehüllt waren. Aber er erwiderte nichts.

»Wiesoschrie Rebay. – Sie gingen alle rasch, liefen beinahe, trotzdem der Weg beträchtlich anstieg. »Wieso denn, Herr von Breiteneder?... Der Text ist schuld, glauben S’?... Ja, um Gottes willen, steht denn in dem Text was anderes, als was die Marie selbst gewußt hat?... Und in ihrem Zimmer, wie ich’s ihr einstudiert hab, hat sie nicht ein einziges Mal geweint.

Aber plötzlich regte sich eine Hoffnung in ihm, und er fragte den Rebay, ob denn die Marie gar nichts seheob sie nicht doch wenigstens einen Schein habe. »Einen Scheinerwiderte der andere. »Was fällt Ihnen denn ein, Herr von Breiteneder!... Nichts sieht sie, gar nichtsEr rief es mit seltsamer Fröhlichkeit. »Alles kohlrabenschwarz vor ihr ... Aber werden sich schon überzeugen, Herr von Breiteneder, hat alles seine guten Seiten, wenn man so sagen darfund eine Stimme hat das Mädel, schöner als je!... Na, Sie werden ja sehn, Herr von Breiteneder. – Und gut is sieseelengut!

Der kleine Jedek hielt plötzlich Breiteneder am Rockärmel zurück, erhob den Zeigefinger der linken Hand, Aufmerksamkeit gebietend, spitzte die Lippen und pfiff. Er pfiff die Melodie des neuen Liedes, das Marie Ladenbauer, genannt die »weiße Amsel«, heute nachts gesungen hatte. Er pfiff sie geradezu vollendet; denn auch das gehörte zu seinen Kunstfertigkeiten.

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