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Aktualisiert: 19. Mai 2025
Ich saß über meine Näharbeit gebeugt und plauderte des langen und breiten, denn mein Kind fehlte mir, und das Sprechen von ihm gab mir ein wenig das Gefühl seiner Nähe. Da drang plötzlich ein schluchzender Ton an mein Ohr, und als ich erschreckt aufschaute, sah ich in Barbaras tränenüberströmtes Gesicht. Wir haben dann lange zusammen gesprochen, aber ich konnte das Mädchen nicht wirklich trösten.
Aber die Mutter ward von ihr geliebt mit einer scheuen, sehnsüchtigen Liebe, die mich immer wieder erschütterte. Ich erinnere mich noch so gut an den Ausdruck in Barbaras Gesicht, als Annele und ich am Konfirmationssonntag der beiden zu Schäufeles hinübergingen.
Und dann in der Kirche, die gedrängt voll Menschen war, schaute mich aus der hintersten Frauenbank Barbaras Mutter an ... Wie mußte ich mich da schämen! >Die gibt ihr Kind schwer her, es drückt ihr schier 's Herz ab!< hörte ich eine Frau hinter mir flüstern. Aber ich weinte nicht um mein Kind. Von ihm wußte ich, daß es in eine goldene Helle hineinging. Wo aber war Barbara?
Später habe ich manchmal gedacht, daß es besser gewesen wäre, ich hätte die Freude des Kindes am Wunderbaren und Geheimnisvollen nicht so sehr genährt. Ich glaubte, sie habe das kleine Freudenlicht in ihrem Alltag nötig, und ahnte nicht, daß es zur verzehrenden Flamme werden würde. Eines Nachmittags hatte ich Annele erlaubt, in Barbaras Elternhaus hinüberzugehen.
O die verzehrende Angst jener Tage! Nie zuvor hatte ich so stark empfunden, wie Barbaras Leben mit tausend feinen Fäden an das meine gebunden war. Ich kam mir damals vor wie ein Mensch mit zwei Seelen. Die eine ging das verlorene Kind suchen, schaudernd vor den Dunkelheiten, die sich ihr ahnend auftaten.
Froh und guter Dinge langte ich an, aber ein eiskalter Blick Barbaras warf mich sogleich in meine frühere Zaghaftigkeit zurück. Der Vater empfing mich aufs beste, sie aber tat, als ob niemand zugegen wäre, fuhr fort, Papiertüten zu wickeln, und mischte sich mit keinem Worte in unser Gespräch.
Mein Mann schrieb ein zweites Mal und bat um weitere Nachricht über Barbaras Zustand. Wir hatten Frau Schäufele gesagt, daß bis zum Eintreffen einer Antwort Wochen vergehen könnten, aber sie fragte jeden Tag an, ob keine gekommen. Ach, jetzt waren es ihre Augen, die einen hungrig flehenden Ausdruck trugen
Barbaras Vers aber lautete: Diesen Album hat man dir gekauft, Anna hat man dich getauft, Dietrich hat man dich genannt, Der Himmel ist dein Vaterland. Ach, wie viele heitere und ernste Erinnerungen drängen sich mir auf, wenn ich an die Kinderzeit der beiden denke. Aber ich muß mich eilen, sonst bringe ich meine Geschichte nicht zu Ende.
Die andere mußte bei dem eigenen Kinde sein, in dessen Leben die Liebe getreten, und das nun seiner Mutter bedurfte wie nie zuvor. Ach, selbst über Anneles Hochzeitstag warf Barbaras Geschick seinen dunkeln Schatten. Als ich mein Kind in die Arme schloß, mein reines, bräutliches Kind, da sah ich plötzlich neben ihrem Gesicht ein anderes, vor dem ich entsetzt die Augen schloß.
Nicht nur die Mädchen, auch die meisten der Mütter ließen sich durch diese Gedanken betören. Barbaras Mutter redete ihrer Tochter nicht zu und nicht ab; sie ließ sie einfach gewähren. Als mir Barbara ihren Entschluß mitteilte, erschrak ich bis ins Herz hinein. Nicht das Gefühl der Sorge um ihr Fortkommen, ein Gefühl, mit dem ich jedes auswandernde Gemeindeglied begleitete, beherrschte mich.
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