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Aktualisiert: 28. Mai 2025
Aber als das Kind auch während ich das Zimmer in Ordnung brachte, wortlos in seinem Bette saß, fiel es mir auf, und zugleich kam es mir zum Bewußtsein, daß sie noch kein Wort von ihrem Besuch bei Schäufeles berichtet hatte. Aber ich fragte nicht. Ich wußte, über kurz oder lang würde das Redebächlein schon wieder plätschern. Das Annele saß ganz steif da und verfolgte jede meiner Bewegungen.
Ich weiß nicht, wie ich es sagte, ich weiß nur, daß, nachdem ich gesprochen, eine Stille um uns war wie des Todes Schweigen. Und ich glaubte zu fühlen, wie in diesem eisigen Schweigen alle Liebe, die sich in den letzten Monaten in der Mutter geregt, starb. Ich hielt Frau Schäufeles Hand fest umschlossen und wartete, wartete. Warum schrie sie ihre Qual nicht heraus?
Nur Samstag abend gibt es ein großes Geschrei, weil da die Kinder gewaschen werden, und das sind sie halt nicht gewöhnt. Aus Schäufeles Haus tönte fast alle Tage Geschrei. Die zwei Alten lebten in stetem Streit und verführten auch die Kinder dazu. Barbara war die Jüngste von Sechsen. Sie stand ihren Geschwistern ziemlich fremd gegenüber, auch den Vater schien sie eher zu fürchten.
Barbara sah in ihrem feierlichen schwarzen Kleid, über das die langen blonden Zöpfe fielen, schon ganz jungfräulich drein, viel reifer als mein kindliches Annele, das noch immer seine Puppen betreute und Tränen vergossen hatte über ihr langes Kleid. Frau Schäufeles Stube war dem Festtag zu Ehren gefegt und so dicht mit Sand bestreut, daß jeder Schritt knirschte.
Aber die Mutter ward von ihr geliebt mit einer scheuen, sehnsüchtigen Liebe, die mich immer wieder erschütterte. Ich erinnere mich noch so gut an den Ausdruck in Barbaras Gesicht, als Annele und ich am Konfirmationssonntag der beiden zu Schäufeles hinübergingen.
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