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Aktualisiert: 11. Mai 2025
Es war wohl neben dem Pförtchen ein größeres Haustor, aber dasselbe war seit undenklichen Zeiten nicht mehr benützt worden; es war geschlossen, es war voll Straßenkot und Staub und hatte zwei Querbalken, die mit eisernen Klammern an der Mauer befestigt waren. Wir hatten damals einen Freund, der es auch in allen folgenden Zeiten geblieben ist. Es war der Professor Andorf.
Dieser Professor Andorf wohnte in dem Perronschen Hause; er wohnte nicht einmal auf die Gasse heraus, sondern in dem Hofe.
Einmal sagte mein Gatte, da er schon angezogen war und eben in sein Amt gehen wollte: »Da ist ein Buch, es gehört dem Professor Andorf, es ist sehr wichtig, mir ist daran gelegen, daß es nicht in fremde Hände komme; sei so gut, schlage es in ein Papier ein, siegle das Papier zu und schicke das Buch durch jemand Zuverlässigen an den Professor.
Übrigens sei es schon daran, daß man das Perronsche Haus umbauen müsse; es wohnen schon nicht mehr viele Leute darinnen, vornehme schon gar nicht, wenn man den Herrn Professor Andorf ausnehme, wie ich ja selber sehr gut wisse, und in wenig Jahren werde gar niemand mehr darin wohnen wollen.
Zuerst wollte ich nicht zudringlich sein, dann war der Professor Andorf so wenig mit dem Pförtner des Hauses bekannt, daß er nicht einmal gewußt hatte, daß das Haus einen Pförtner habe, und endlich kam überhaupt niemand in das Perronsche Haus, durch den eine Verbindung hätte eingeleitet werden können. Es verging ein Teil des Winters, ohne daß ich mein Vorhaben ins Werk setzen konnte.
Wenn ich nun an den Pförtner des Perronschen Hauses dachte, dem ich das Buch für den Professor Andorf gegeben hatte, so dürfte derselbe, wie mir jetzt vorkam, ungefähr die Gestalt und Größe des Mannes haben, den ich mit dem Mädchen über die Straße gehen gesehen hatte. Dann war der Pförtner vielleicht der Vater des Mädchens.
Ich sagte ihm, daß ich jetzt nicht Zeit habe, daß mehrere Dinge zu verrichten wären, und daß ich nach deren Beendigung gewiß kommen und daß ich es dann selber wieder in seine Wohnung zurückführen würde. Es fügte sich in diese Dinge, es erhielt ein Frühstück, und die Magd, welche ihm beigegeben worden war, blieb bei ihm. Der Professor Andorf war herübergekommen; er hatte die Sache erfahren.
»Was wünschen Sie denn von dem Herrn Professor Andorf?« erwiderte er. »Kann ich vielleicht eine Botschaft oder eine Übergabe bestellen? Der Herr Professor ist nicht zu Hause.« Ich sah den Mann näher an. Er hatte ein längliches Angesicht und blaue Augen. Seine Miene stieß nicht ab.
Da ich unschlüssig zauderte und ihn ansah, sagte er: »Verehrte Frau, geben Sie mir das Buch; ich werde es behutsam anfassen, daß es nicht schmutzig werde, ich werde nicht in dasselbe hineinsehen und werde es sogleich, wenn der Herr Professor Andorf nach Hause kommt, in seine Hände geben.« Ich sah ihn wieder an. Das Anständige in seiner Stellung fiel mir auf.
Ich wendete mich um und sah ein Männchen hinter mir stehen, das spärliche graue Haare auf dem Haupte und einen schlichten Ausdruck in dem Angesichte hatte. Es war nicht eigentlich angekleidet; denn es hatte nur linnene Beinkleider an, eine ähnliche Jacke, auf dem Kopfe nichts und an den Füßen Pantoffeln. »Ich suche den Herrn Professor Andorf,« sagte ich.
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