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So waren sie vom frühesten Frühling an bis in den Sommer hinein fleißig gesessen und hatten Schillers Gedichte und Dramen sämtlich ins Reine gebracht. Nun nahmen sie die Prosa-Schriften in Angriff. Es war an einem heißen Juli-Nachmittag, als sie Schillers Abhandlung: »Von den notwendigen Grenzen des Schönen, besonders im Vortrage philosophischer Wahrheiten«, zu lesen begannen. Auf dem Tische von Friederike, die dem Guckfenster gegenübersaß, stand eine Schüssel saurer Milch, und daneben hatte sie sich, wenn etwa Durst und Hunger mahnten, dünne Schnitten von Hausbrot zum Eintunken zurechtgelegt. Schwälble seinerseits machte sich mit einer mächtigen Tabakspfeife, einem sogenannten System, zu schaffen: langes Weichselrohr, Porzellankopf mit ausgeschweiftem Wassersack, beweglicher Schlauch und unendlicher Mundspitz. Er hatte sie mit gelbem Knaster gestopft und paffte jedesmal, so oft er ein Komma fehlen ließ oder einen Schlußpunkt markierte; wenn eine Stelle längeres Nachdenken in Anspruch nahm, ließ er den Rauch langsam durch die Nase streichen. So begann Schwälble mit breitem Behagen zu lesen, und das Bäschen unterbrach ihn, wo die beiden Lesarten nicht stimmten. Darauf schrieb er, um die echte Lesart in den Text aufzunehmen und die unrichtige oder verdächtige in die Anmerkungen zu verweisen. Kaum aber hatten sie ihre Arbeit aufgenommen, als vom Neckar herauf laute Stimmen erschollen, die im Chorus das Lied sangen: »Und der Reutelinger Wein ist ein guter, guter Wein, denselben wollen wir trinken und eineweg lustig seinFriederike, die den Blick sofort durch das Guckfenster schießen ließ, gewahrte unten ein Schiff voll Tübinger Studenten, von denen einer auf das Vorderteil des Fahrzeuges gesprungen war und die Mütze gegen ihr Fenster schwenkte. Sie wurde rot und schlug die Augen nieder. Schwälble aber, dem bei dem Gesange der alte Student ins Blut geschossen war, schaute vom Buche auf und murmelte vor sich hin: »Eineweg lustig seinDann las er weiter und weiter, ohne zu bemerken, daß die Bemerkungen des Bäschens immer seltener wurden und zuletzt ganz aufhörten. Er kam zu der Stelle der Schillerschen Abhandlung: »Bei dem wissenschaftlichen Vortrage werden die Sinne ganz und gar abgewiesen, bei dem schönen werden sie ins Interesse gezogen. Was wird die Folge davon sein? Man verschlingt eine solche Schrift, eine solche Unterhaltung mit Anteil, aber wird man um Resultate gefragt, so ist man kaum imstande, Rechenschaft davon zu geben. Und sehr natürlich! denn die Begriffe dringen zu ganzen Massen in die Seele, und der Verstand erkennt nur, wo er unterscheidet; das Gemüt verhält sich während der Lektüre viel mehr leidend als tätig, und der Geist besitzt nichts, als was er tut

Der Straßenbasche thut jedoch gerade, was er allabendlich thut, nämlich er erzählt von seinen Feldzügen und diesmal von einem Gefechte in Spanien; statt tüchtig am Mundspitz zu ziehen, damit der Knaster anbrenne, erzählt er immer weiter, der Fidibus brennt beinahe ab und wie der Benedict daran erinnert, lacht der Straßenbasche und meint, ein Soldat müsse Feuer und Schwert ertragen können, sonst sei er ein Tropf.