unfaßbare

Aktualisiert: 16. Mai 2025

Mit der gleichen Allgewalt beherrscht hier das unfaßbare, göttliche Prinzip das Menschenleben und seine über sich hinausweisende Ergänzungsbedürftigkeit, diese Flächenhaftigkeit nimmt den Menschen das Relief, verwandelt sie in reine Oberfläche.

György Lukács - Die Theorie des Romans: Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik

Und das, was vor der Leidenschaft dagewesen war, was von ihr nur überwuchert worden war, das Eigentliche, das Problem, saß fest. Diese wechselnde seelische Perspektive je nach Ferne und Nähe, die er erlebt hatte. Dieser unfaßbare Zusammenhang, der den Ereignissen und Dingen je nach unserem Standpunkte plötzliche Werte gibt, die einander ganz unvergleichlich und fremd sind

Robert Musil - Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

Eben weil sie Abstraktionen sind, duldeten sie kein näheres Eingehen; wie gestaltlose Schatten wallen sie an uns vorüber. Voß ist ein Genremaler, Klopstocks Messias eine lange unfaßbare Musik.

Victor Hehn - Ueber Goethes Hermann und Dorothea

Wodurch gelingt es ihm das scheinbar Unfaßbare zu fassen, das scheinbar Unbestimmte zu bestimmen? Da können wir denn sagen, daß der Chemiker ebenso arbeitet wie der Mineraloge, der Botaniker, der Geologe, ja daß er eigentlich nicht anders arbeitet, als jeder wahrhaft wissenschaftliche Arbeiter.

Oskar Nagel - Die Romantik der Chemie

Du kannst ja nicht ahnen, du kleines Tier, welch eine unfaßbare Fülle von Glanz und Lebenswärme schon aus einem guten Herzen erstrahlen kann. Seine Wirkung ist nicht immer erkennbar, wie die Erscheinungen, welche unsere Augen treffen, oder wie die Gegenstände, die unsere Hände berühren, aber sie ist wahr.

Waldemar Bonsels - Himmelsvolk: Ein Buch von Blumen, Tieren und Gott

Er sah den Aufstieg über die schmalen Hügel und die langsame Belichtung der Ebene, die sich sinnlos und schwer mit dem Rot anfüllte. Da ging eine unfaßbare Sehnsucht nach Glühendem, Rasendem in ihm auf, er bog sich vor Gier nach der Stadt. Der Arzt war dafür, er brach auf, durchstreifte Straßen, die voll Anmut, Gärten, die voll Jugend waren.

Kasimir Edschmid - Das rasende Leben: Zwei Novellen

Jost hatte die Augen auf ihn gerichtet, die zwei Messingplättchen hinter zuckenden Lidern, und in diesen Augen war etwas, was er noch an keinem Menschen wahrgenommen: eine unfaßbare, geradezu unsinnige Qual verbunden mit einer ebenso unfaßbaren, ebenso unsinnigen Bosheit. Vielleicht kam es ihm nur wie Bosheit vor; jedenfalls fuhr ihm ein befremdlicher Schrecken in die Glieder.

Jakob Wassermann - Der Wendekreis - Erste Folge: Novellen