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Aktualisiert: 27. September 2025
Aber nicht mit Innigkeit stand er vor der Erscheinung, sondern mit Trotz und Wachsamkeit, als ob sich neuerdings eine Sache der Gewalt und der unbefugten Eingriffe zu entscheiden habe. Eines nachmittags machte er sich auf, um Verena zu besuchen. Er fand in ihrem Zimmer eine kleine Gesellschaft fremder und halbfremder Menschen beim Tee, unter ihnen Wolmut und Tetzner.
Hastig riß er den Brief auf und las: »Mein Liebster, ich sage dir Lebewohl. Mühe dich nicht, mich zu finden oder mir zu folgen, es wäre umsonst. Wenn du das Warum spürst, wirst du mich nicht anklagen, wenn nicht, dann würde uns dies doch allzubald auseinander reißen. Ich werfe weg, um nicht zu verlieren. Lebe wohl! Tetzner begleitet mich.«
Einmal kam er zu ihr; Tetzner stand mit gekrümmtem Rücken und gebeugtem Kopf nahe der Tür. Als Arnold Verena begrüßt hatte und sich nach ihm umschaute, war er schon verschwunden. Verena blieb einsilbig und abgekehrt. Erst am Abend sagte sie: »Nun ist es entschieden. Ich bin frei.« Erst nach sorgenvoller Überlegung verstand Arnold, was sie meinte. »Wovon wollen Sie leben?« fragte er.
Verena war zurückhaltend wie sonst, doch heiterer. Tetzner saß schweigsam beim Fenster, und Wolmut setzte seine Ansicht über Askese auseinander. Verena stand auf und trat zu Arnold. »Ich habe für morgen Abend zwei Billette zum Konzert«, sagte sie freundlich. »Vielleicht kommen Sie mit?« Arnold lächelte ohne zu antworten.
Man kann doch nicht eine Rechenmaschine in die Brust hineinstellen.« »Aber wenn einer ein Ziel hat, dann muß er sein Herz bewahren, sonst ist er nichts wert.« Plötzlich erhob sich Verena und sagte: »Ich muß gehen. Ich muß zu Tetzner.« »Wie stehen Sie eigentlich zu Herrn Tetzner?« fragte Arnold rasch. Sie stutzte, runzelte die Stirn, antwortete aber nicht.
Es war warm und hell im Zimmer. Vor der Lampe lag ein aufgeschlagenes Buch. Tetzner schob die blaue Brille auf die Stirn und blickte Arnold zuerst wie einen fremdartigen Gegenstand zerstreut an, dann zogen sich die Muskeln des Gesichts zu einem nachtwandlerischen Lächeln auseinander.
Aber er zweifelte, ob er derjenige war, den sie in ihm erblickte, und dies machte ihn zu feig, ihr zu widersprechen, statt dessen nahm er sie in die Arme und küßte sie. Dann gingen sie zusammen fort. Jetzt waren sie meist in Verenas stiller Wohnung. Tetzner hatte nach und nach aufgehört, ihre Gesellschaft zu suchen. Einmal trat er ein, die Hände in den Manteltaschen, scheinbar gut gelaunt.
Er begehrte mit Verena allein zu sein und hatte große Mühe, nicht merken zu lassen, wie verdrießlich ihm Tetzners Anwesenheit war, der nun in dem großen Sessel Platz nahm, die Beine ausstreckte und beide Hände auf den Kopf legte. »Sind Sie müde, Tetzner?« fragte Verena verlegen und mitleidig. »Ja, mein Seelchen«, antwortete er. »Nicht Fußmüdigkeit, sondern Herz-, Herzmüdigkeit.«
Verena war etwas verwundert; dann preßte sie die Lippen zusammen, erblaßte und warf einen flüchtigen Blick auf Tetzner, der schweigend und abgekehrt saß.
Verschließ dich nicht, vergiß dich nicht! umfange die Welt! Sie kam sich selbst auf einmal sündhaft vor, denn das wollte sie nicht: von einer Seele Besitz ergreifen, die sich in ungenügender Begierde selbst zerstört. Als sie so neben Tetzner stand, besorgt und versonnen, konnte sich Arnold nicht länger bezähmen.
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