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Aktualisiert: 19. Juni 2025
Die Sache hatte in Wien großes Aufsehen gemacht; man hatte mehr oder minder eine Ahnung von dem wahren Sachverhalte und redete eine geraume Zeit davon. Einmal ging die Sage, der Rentherr sei in den böhmischen Wäldern, wohne dort in einer Höhle, halte das Kind in derselben verborgen, gehe unter Tags aus, um sich den Lebensunterhalt zu erwerben, und kehre abends wieder in die Höhle zurück.
Allein da bereits zwei Jahre vergangen waren, und da der Rentherr weder selbst zurückgekehrt war noch auch eine Nachricht von sich gegeben hatte, ließ man ihn amtlich durch die Zeitungen auffordern, daß er von sich Nachricht zu geben und sich auszusprechen hätte, ob er seine dermalige Wohnung auf dem Sankt-Peters-Platze noch ferner behalten und die Miete gesetzmäßig berichten würde.
Der Rentherr aber ließ sich nicht irremachen, er fuhr fort, Dall zu suchen. Er suchte ihn in allen Teilen der Stadt, er suchte ihn an öffentlichen Plätzen, in der Kirche, an Vergnügungsorten, auf Spaziergängen, er suchte ihn neuerdings in seiner Wohnung. Der Gesuchte war nirgends zu finden. So trieb es der Rentherr eine geraume Weile fort. Plötzlich aber wurde er sehr stille.
Da man nun wußte, daß viele und kostbare Sachen in der Wohnung seien, so war es wahrscheinlich, daß der Rentherr nur verreist sei, daß ihn irgendein Zufall getroffen haben müsse, der ihn hindere, zurückzukehren oder eine Nachricht zu geben, und daß er schon wiederkommen werde.
Aber es kamen andere Ereignisse der großen Stadt, wie sich überhaupt die Dinge in solchen Orten drängen; man redete von etwas anderem, und nach kurzem war der Rentherr und seine Begebenheit vergessen. Es war seit der Zeit, in welcher sich das zugetragen hatte, was oben erzählt worden ist, eine Reihe von Jahren vergangen.
Dall beteuerte, er wisse nichts von der Frau, er habe sie seit seinem letzten Besuch in der Wohnung auf dem Sankt-Peters-Platze nicht mehr gesehen; er gehe von seiner Wohnung nicht viel aus, und zwar nur in das Theater und wieder zurück. Der Rentherr ging nach Hause. Nach einiger Zeit kam er wieder zu Dall, kniete vor ihm nieder, faltete die Hände und bat ihn um sein Weib.
Der Rentherr mußte ihm bei jedem erzählen, was er von ihm wußte, und wenn beide nichts Ausreichendes von einem Manne sagen konnten, als daß er berühmt sei, so suchten sie Bücher hervor und forschten so lange, bis sie Befriedigendes fanden. Dann legte er sich auf die höheren Ruhebetten, dann saß er auf dem nächsten, dann stand er, und endlich befand er sich auf den verschiedenen Stufen der Leiter.
Nach der Aussage der Bewohner des Hauses und des Pförtners desselben hatte der Rentherr nicht das kleinste von seiner Wohnung fortbringen lassen; ja man erinnerte sich nicht einmal genau, ob er bei seiner Abreise einen Koffer gehabt habe oder nicht.
Auch Dall mußte in seiner Entfernung von dem Stande der Sache Nachricht erhalten haben, und er mußte wissen, daß der Rentherr ruhig sei; denn da sich nichts Besonderes ereignete und die Dinge ihren Gang zu gehen schienen, war Dall wieder in der Stadt und wurde wieder auf der Bühne gesehen. Eines Tages verschwand die Frau des Rentherrn.
Endlich wurde meinem Gatten die Vormundschaft übertragen und ihm die gerichtlich vorgefundene und aufgezeichnete Verlassenschaft gegen Bescheinigung übergeben. Aus den Papieren, die er sogleich sorgfältig untersuchte, ging hervor, daß der Verstorbene niemand anders war als jener Rentherr, der einmal abgereist und sodann spurlos verschwunden war.
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