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Aktualisiert: 21. Mai 2025


Der alte Graf, Leonhards Vater, ist lahm auf beiden Füßen, er sitzt den ganzen Tag im Rollstuhl in seinem Bibliothekszimmer, stets im Begriffe zu lesen; aber auch hier ist keine Ruhe, stündlich wühlen die nervösen Hände der Mutter in den Büchern, stauben sie ab und schlagen sie mit den Deckeln aneinander, Merkzeichen flattern auf den Boden, Bände, die heute hier stehen, stehen morgen hoch oben auf den Borden oder türmen sich zu Bergen, wenn plötzlich die Tapeten hinter den Gestellen mit Brot oder Bürsten abgerieben werden sollen.

So oft sie die Augen öffnen, sehen sie Leonhards Mutter hereinspähen, hören ihr Schleichen an den Schwellen, sie nehmen es wahr halb als Wirklichkeit, halb als ein Hirngespinst, kümmern sich kaum darum, können den kommenden Tag nicht erwarten, um sich endlich, koste es was es wolle, in der Kapelle zu treffen.

Die feinen Spinnenfäden, die die Dinge der Erde mitsammen verbinden, entwirren sich vor Leonhards Erkenntnis: der belanglose Name eines fremden Baumeisters, kaum eingeritzt in sein Gedächtnis, so und so oftmal in der Zeit der Jugend gelesen und so und so oftmal wieder vergessen sein alter unsichtbarer im Kreis der Wanderung als rufender Meister verkleideter Begleiter: er liegt vor seinen Füßen, zum gleichgültigen Wort geworden in derselben Stunde, wo seine Sendung zu Ende und die geheime Sehnsucht der Seele, heimzukehren zum Ausgangspunkt, erfüllt ist.

Mit zusammengekniffenen Lippen rast Leonhards Mutter nach wie vor durch alle Stuben, aber der helfende Troß fehlt; wutfauchend rüttelt sie an den schweren Schränken, die sich nicht von der Stelle rühren unter ihren ungeschickten Griffen, die Kommoden sind wie angeschraubt, Schubladen spreizen sich, gehen nicht auf, nicht zu; was sie anfaßt, fällt ihr aus der Hand, niemand hebt es auf; tausend Dinge liegen umher, Gerümpel sammelt sich an, wächst zu unübersteiglichen Hindernissen keiner, der Ordnung schafft.

Der Marktplatz war damals noch das Herz der Stadt Stuttgart; zwar hatten sich schon zwei große Vorstädte, die Sankt Leonhards- und die Turnieracker-Vorstadt, um sie gelagert, welche mit Graben, Mauern und starken Toren versehen, das Ansehen eigener Städte bekommen hatten. Aber noch standen die Ring-mauern und Tore der Altstadt, und ihre Bürger sahen nicht ohne Stolz herab auf die Vorstädter.

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