United States or Niue ? Vote for the TOP Country of the Week !


Ohne daß man es selbst weiß, beginnt durch den Dunst des Wortes, durch den Haschischrauch der Rede bei Dostojewski die Vision des Sprechenden im körperlichen Bild aufzusteigen. Was die anderen durch fleißiges Mosaik erzielen, durch die Farbe, Zeichnung und Beschränkung, dieses Bild ballt sich bei ihm visionär aus dem Wort.

Ihr Thomson ist ein demokratischer Visionär, erwiderte Prinz Talmont: er hat ja die liebe Freiheit in einem Lehrgedicht besungen, daraus sich noch viel Anderes gegen uns würde anführen lassen.

Wie in allen anderen Punkten hat nicht der naive Dichter Cervantes die ihm unbekannten Gefahren seiner Form überwunden und eine unwahrscheinliche Vollendung gefunden, sondern der intuitive Visionär des nicht wiederkehrenden geschichtsphilosophischen Augenblicks.

Wen Dostojewski schildert, dessen Wesen hat er visionär inne bis in die letzte Wirrnis seiner Nervenstränge, er tastet ihm nach bis in den Meeresgrund seiner Träume, durchfiebert seine Leidenschaft, durchsiebt seine Trunkenheit, nie geht ein Atemzug seelischer Substanz bei ihm verloren, wird ein Gedanke übersprungen.

Interessanter, als was er sagt, ist daher immer das Darumzitternde. Obs ein Bild oder eine Nacht ist, plötzlich geistert es. Natürlich hat er nie Erzählungen geschrieben oder Sachen, die vorgehn. Höchstens, daß er auf sie gleich einem Schemel steigt, um rasch da hinauf zu kommen, wohin ihn es zieht. Seine Sätze werden sofort visionär, umnebeln sich und irren im Freien.

Erst wenn seine Menschen glühen, tritt Dostojewski, der Visionär, an das Werk, sie zu formen. Absichtlich sind also und nicht zufällig bei Dostojewski die anfänglich dunkeln und ein wenig schattenhaften Konturen der ersten Schilderung. In seine Romane tritt man ein wie in ein dunkles Zimmer. Man sieht nur Umrisse, hört undeutliche Stimmen, ohne recht zu fühlen, wem sie zugehören.

Der Doktor war ein Mann, klein wie ein Zwerg, hager wie ein Knabe, hatte auch die Bewegungen eines Knaben, sprach überlaut und meist grimmig, auch wenn er witzig war. Sein bärbeißiges Wesen glich einer Schutzwaffe gegen die länger gewachsenen Menschen. Lispelnd und visionär erzählte der Baron von seinem neuen Provisor. Das Lispelnde und Visionäre war ihm stets eigen.

Man träumt bei Dostojewski hellseherisch seine Menschen, sobald man sie sprechen hört. Dostojewski kann es sich ersparen, sie graphisch zu zeichnen, denn wir selber werden in der Hypnose ihrer Rede zum Visionär. Ich will ein Beispiel wählen. Im »Idioten« geht der alte General, der pathologische Lügner, neben dem Fürsten Myschkin her und erzählt ihm Erinnerungen.

Gesetzt, ich hätte meinen Zarathustra auf einen fremden Namen getauft, zum Beispiel auf den von Richard Wagner, der Scharfsinn von zwei Jahrtausenden hätte nicht ausgereicht, zu errathen, dass der Verfasser von "Menschliches, Allzumenschliches" der Visionär des Zarathustra ist...

Ebenso würde sich die ältere Welt über einen Finanzmann moquiren, der, obgleich er es ungestraft thun kann, sich mit fremdem Eigenthum die Taschen nicht füllte: er würde als ein Dummkopf, ein Visionär betrachtet, der nicht weiß, »daß, wenn man an der Krippe sitzt, auch essen soll«. In welch falscher Stellung befinden sich da nicht unsere Erziehungsdoktrinen