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Aktualisiert: 9. Juli 2025
Engelhart schlief mit seinem Bruder Abel, der jetzt neun Jahre alt war, in einem Bette. Abel war ein ganz und gar verprügeltes Kind; die steten Gefahren, von denen er umlauert war, hatten ihn tückisch und verschlagen gemacht, und da ihm jede wahre Zucht mangelte, bot sein Charakter dem Schlechten und Niedrigen immer weniger Hemmungen dar.
Wie arm war da Silvi. Würde dieses Mädchen je auf den Gedanken gekommen sein, zu wünschen, man solle ihr Orangen aus den Delikateßwarengeschäften mit nach Hause bringen? Unter keinen Umständen. Dazu wußte sie viel zu gut, wie sehr jedermann geneigt war, ihre Bitten abzuschlagen. Ihre Bitten waren auch gar keine Bitten, sondern nur gestammelter Neid. Sie bat erst, wenn Dora längst ihr gewünschtes hatte. Nie kam sie auf einen ersten Wunsch. Die Wünsche Silvis waren alle Wunschkopien, ihre Einfälle waren keine Einfälle, sondern nur Nachahmungen von solchen, die Dora zuerst gehabt hatte. Ein echtes Kinderherz nur kommt auf frische Einfälle, ein verprügeltes und verachtetes niemals. Die wahre Bitte ist immer ersten, nie zweiten Ranges, gerade wie das wahre Kunstwerk. Silvi war eben nun einmal zweiten, dritten, vielleicht sogar siebenten Ranges. Alles was sie sagte, war aus falschem Tone geschmiedet und gebacken, und alles was sie tat, war altbacken. Wie alt Silvi bei ihren blütenjungen Jahren schon war. Welches Unrecht!
Frau Schildknecht hatte ihn zuerst kühl, beinahe feindselig behandelt, denn sein Umgang mit Justin schien diesen noch mehr aus der Bahn zu reißen als alle früheren Eskapaden und Freundschaften. Als sie Engelharts Appetit bei den Mahlzeiten sah, versöhnte sie sich mit ihm. »Sie sind auch ein wacker verprügeltes Männlein,« sagte sie und schaute ihm tief, beinahe finster in die Augen.
Ein verprügeltes Hudelgeschöpfchen wie Silvi wird leicht von Tag zu Tag unliebenswürdiger und häßlicher zum Anschauen und Ertragen, weil sich ein solch kleiner Mensch nicht nur nicht mehr in Acht und Zucht nimmt, sondern sogar, aus einem geheimen, schmerzlichen Trotz, den nur niemand einem unentwickelten Kind zutraut, bemüht, durch ein immer schlechteres Betragen den Abscheu und den Ekel der Nebenmenschen stets höher zu reizen.
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