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Aktualisiert: 28. Juni 2025
Seine Züge waren hager und von äußerster Feinheit; seine Haut war glatt und weiß wie Email; das Kinn stark, die Lippen dünn wie ausgepreßte Früchte; die allzuklaren Augen begegneten nie dem anschauenden Blick, obwohl sie nicht zur Seite wichen; sie empfingen den Blick und saugten ihn auf. Dies war beklemmend. Trevanion zeigte sich nur selten. Er war immer in seiner Kabine, las oder schrieb.
Trotzdem waren meine Gedanken nur mit Trevanion beschäftigt; es war, als ob sich ein Tor im geheimnisvollen Haus der Aurora geöffnet hätte, um ihn einzulassen.
Wohl entdeckte ich in der Richtung, in der Trevanion verschwunden war, eine offene Spalte, aber sie war breit, ein bodenloser Schlund. Ich schrie hinab, ich warf den Strick hinab, umsonst. Da sagte Rachotinsky, der an einer mächtigen Eisplatte lehnte, mit heiserer Stimme: »Die Sonne«. Ein glühendes Segment tauchte über dem Horizont empor. Alles Land war von einem brennenden Scharlach übergossen.
Auf den Wallfahrten zur Aurora habe ich den Gedanken an Brücken und Wege lieben gelernt, und dies bewahrte mich vor dem Verderben. In der letzten Nacht vor dem Aufgang der Sonne sah ich Trevanion zum letztenmal. Dämmerung lag auf dem Eis. Der Gletscher zuckte, Krämpfe in seinem Innern zerbogen seine kalte Hülle.
Einer der Russen sagte, daß der junge Trevanion sie geliebt habe; Rachotinsky gestand mir, daß Trevanions Stimme einen unheilvollen Zauber auf sie geübt habe, ihr alles Vergangene, ihren Kummer, ihre Besudelung, ihre Blindheit quälend zu Bewußtsein gebracht. Aber was eigentlich vorgegangen war, habe ich nicht erfahren können.
Ich wußte nicht, ob ich ihm folgen oder mich in Sicherheit bringen sollte, und blieb unentschieden stehen. Der Sturm fing an zu brausen, da sah ich, daß Trevanion, der schon ziemlich weit oben war, jählings verschwand. Offenbar war eine Schneebrücke geborsten, und er war in die Spalte gestürzt.
Auch der Vulkan grollte, und die Schwefelfumarolen auf dem Gipfel waren von gelben Dünsten umzogen. Trevanion war an meiner Seite, als das Südlicht aufflammte, nur in mattem Schein freilich, bloß wie zum Abschied. Noch ehe es verblaßt war, rief ich Trevanion zu, wir müßten hinunter laufen, der Blizzard sei im Anzug. Er schüttelte den Kopf und beachtete meine Warnung nicht. Er ging weiter.
In dieser Gemütsverfassung hatte er den jungen Trevanion gefunden; unglückselige Fügung, die den Freund am Freund zu vernichten gewillt ist. Trevanion war zart, beinahe ätherisch. Er war der Sohn eines Musikers, seine Mutter war eine Herzogin gewesen. Er hatte in einer dünnen Luft gelebt, ohne Windstoß.
Wir konnten den Klang unserer Stimmen nicht mehr ertragen; ich selbst zitterte bei der gleichgültigsten Redewendung. Doch das wahre Inferno begann erst, als eines Abends, – es gab Abende, die letzten bleiernen Stunden verwachter Nacht-Tage, – als eines Abends Trevanion, der lesend am Tische saß, ein weißes Tuch über sein Gesicht hängte. Unser Anblick erregte ihm Ekel.
Und wir andern hatten im Nu die gleiche Empfindung. Wir stierten wie Bestien, die sich anschickten, einander zu zerfleischen. Täglich um dieselbe Zeit derselbe Vorgang in gesteigerter Abscheulichkeit! In einer solchen Stunde wurde Trevanion von Grauen überwältigt, er hüllte Kopf und Rumpf in den Pelz und stürzte hinaus.
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