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Aktualisiert: 24. Mai 2025
Und das imponierte ihm; es gab ihm, so elend er sich befand, und gerade dann, eine tiefe Achtung ein und etwas wie selbstmörderische Begeisterung. Prinzip und Ideal war ersichtlich das gleiche wie bei den Neuteutonen, nur ward es grausamer durchgeführt. Die Pausen der Gemütlichkeit, in denen man sich seines Menschentums erinnern durfte, fielen fort.
Er büffelte weiter; und am Sonnabend kneipte er mit den Neuteutonen. Auch Wiebel erschien wieder. Er war Assessor, auf dem Wege zum Staatsanwalt und sprach nur noch von „subversiven Tendenzen“, „Vaterlandsfeinden“ und auch vom „christlich-sozialen Gedanken“. Er erklärte den Füchsen, es sei an der Zeit, sich mit Politik zu beschäftigen.
„Gerade muß mir das passieren, und ich hatte doch“ – er schluchzte – „so viel Freudigkeit.“ Und dann war er „draußen“. Vier Wochen lang blieb er zu Hause und büffelte. Wenn er zum Essen ging, sah er sich um, ob ein Bekannter ihn bemerkte. Endlich mußte er sich den Neuteutonen wohl zeigen. Er trat herausfordernd auf. „Wer von euch noch nicht dabei war, hat keine Ahnung.
Leider war viel Mißgeschick dabei; denn da Hornung niemals Schwämme und Zahnbürsten hatte verkaufen wollen, war er schon aus fünf Apotheken entlassen worden. Dennoch war er entschlossen, weiter für seine Überzeugung einzustehen, auf die Gefahr, daß es ihn auch hier wieder seine Stellung kostete. „Da sieh dir einen echten Neuteutonen an!“ sagte Diederich zu Guste, und sie sah ihn sich an.
Was man mit seiner Lebensarbeit schuf, war in tausend Händen. Man breitete sich, vom Biertisch her, über die Welt aus, ahnte große Zusammenhänge, ward eins mit dem Weltgeist. Ja, das Bier erhob einen so sehr über das Selbst, daß man Gott fand! Gern hätte er es jahrelang so weitergetrieben. Aber die Neuteutonen ließen ihn nicht.
Jeder einzelne ein Nichts, steigen wir in gegliederten Massen als Neuteutonen, als Militär, Beamtentum, Kirche und Wissenschaft, als Wirtschaftsorganisation und Machtverbände kegelförmig hinan, bis dort oben, wo sie selbst steht, steinern und blitzend!
Die Neuteutonen stimmten nach seinem Besuch alle darin überein, daß der jüdische Liberalismus die Vorfrucht der Sozialdemokratie sei und daß die christlichen Deutschen sich um den Hofprediger Stöcker zu scharen hätten. Diederich verband, wie die anderen, mit dem Wort „Vorfrucht“ keinen deutlichen Sinn und verstand unter „Sozialdemokratie“ nur eine allgemeine Teilerei. Das genügte ihm auch.
Der Heerrufer dagegen stimmte ihn wehmütig, denn er glich aufs Haar dem dicken Delitzsch in all seiner verflossenen Bierehrlichkeit. Infolgedessen sah Diederich die Gesichter der Mannen näher an und fand überall Neuteutonen. Sie hatten größere Bäuche und Bärte bekommen und sich gegen die harte Zeit mit Blech gerüstet.
Nun aber Schluß!“ Und festen Schrittes ging er zu den Neuteutonen. Fortan verbrachte er jeden Abend dort, und am Tage büffelte er für das mündliche Examen, aber zur Vorsicht nicht zu Hause, sondern im Laboratorium. Wenn er dann heimkam, ward ihm das Steigen der Stockwerke schwer, er mußte sich gestehen, daß er Herzklopfen habe.
Nachts freilich träumte er, der alte Herr trete aus dem Kontor, mit dem ergrauten Gesicht, das er als Leiche gehabt hatte – und schwitzend erwachte Diederich. Er reiste, versehen mit dem Segen der Mutter. Gottlieb Hornung und ihre gemeinsame Rosa konnte er fortan nicht brauchen und zog um. Den Neuteutonen zeigte er in angemessener Form seine veränderten Lebensumstände an.
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