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Übersieht man das Ganze dieser Schule, so kommt ihr gegenüber der Marburger Philosophie nur e i n zweifelloser Vorzug zu. Sie erkennt g e g e b e n e Bestände überhaupt an; sie macht nicht den Versuch, die ganze Welt in reine Denkbestimmungen aufzulösen; aber sie tut dies leider auch unter weitgehender Preisgabe der Rechte des Denkens und verfällt so in einen "Nominalismus", der sich von dem Nominalismus etwa E. Machs und der Positivisten nur der Färbung der Darstellung nach unterscheidet. In jeder anderen Hinsicht ist die Schule der Marburger Lehre weit unterlegen. An Stelle des ungemeinen Reichtums und einer bewunderungswürdigen Vielseitigkeit der Marburger Gedankenwelt treten hier einförmige schematisierende Wiederholungen von ein paar überaus ärmlichen und dürren Grundgedanken, die sich, verbunden mit der aufgeblähten, von J. G. Fichte ererbten, Icharroganz dem gesamten Universum gegenüber vergeblich bemühen, eine ganze Philosophie zu tragen. Der sogenannten "Kultur" (selbst die Religion wird hier auf ein fadenscheiniges "Norm- und Kulturbewußtsein" in letzter Linie zurückgeführt) wird eine Rolle und eine Bedeutung im Ganzen des Weltgetriebes zugesprochen, sie ihr nicht im entferntesten zukommt. Eine Naturphilosophie ernst zu nehmender Art, eine tiefere Fundierung der Psychologie oder irgendwelche Leistungen auf diesem Gebiet besitzt die Schule überhaupt nicht und kann sie gar nicht besitzen, da sie ihren Jünger von vornherein mit tiefster Verachtung gegen die Wunder der Natur erfüllt. Natur ist hier genau wie bei Fichte im Grunde nur "Material" für ein leeres Kulturgetue, das seinen letzten Sinn haben soll in frei in der Luft schwebenden rein formalen "Werten" und "Geltungen". Die falsche Meinung, es ließe sich der Wertbegriff auf ein Sollen zurückführen und "Wahr" und "Falsch" seien nur Werte n e b e n anderen, ist von Meinong, dem Verfasser (siehe "Formalismus in der Ethik", 2. Auflage), und zum Teil auch von E. Lask, der eben starb, als er die grobmaschigen Schematismen seiner Lehrer zu überwinden anfing, widerlegt worden. Es muß geradezu als ein kulturpsychologisches Problem gelten, wie diese l e e r s t e der deutschen Kantschulen in unserem Lande so starke Verbreitung finden konnte. Ich sehe seine Lösung vor allem darin, daß sie der herkömmlichen historischen Richtung in der deutschen Geschichtswissenschaft das philosophische R e c h t ihrer Existenz immer neu bestätigte und jedes satte Genügen an den herkömmlichen Methoden "philosophisch" rechtfertigte; ferner darin, daß die Aneignung jener paar Formeln über Wert und Sein und generalisierende und individualisierende Betrachtung mit Ausscheidung aller echt philosophischen Probleme der Metaphysik, der Naturphilosophie, der Psychologie, der Ethik und