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Es war schon sieben, als das Essen auf den Tisch gesetzt wurde, der Kandidat war noch nicht zurück, wir nahmen alle Platz und waren nun wieder einmal, wie in früheren Zeiten, mit Caspar ganz unter uns. Aber wie anders waren die Zeiten, wie anders Caspar! Ich mußte mir den Menschen beständig ansehen, wie er mit niedergeschlagenen Augen dasaß und lustlos in der Grütze löffelte. Seine Blicke waren jetzt unruhig und bisweilen überlief ein Schauder seine Haut. Lange konnte ich mich solchen Betrachtungen nicht überlassen, denn gegen viertel acht wurde mit sonderbarer Heftigkeit an der Hausglocke gerissen, Anna lief hinunter, um zu öffnen, und alsbald erschien ein Offizier in Gendarmenuniform, und bevor er noch seinen Namen nannte, wußte ich natürlich, wer es war. Caspar war bei dem grellen Glockenlärm stark zusammengefahren. Hinzufügen muß ich noch, daß die vorher erwähnte Auseinandersetzung mit dem Diener sowie das Gespräch mit dem Kandidaten im Flur vor der Treppe stattgefunden und Caspar nichts davon gehört hatte; er erhob sich jetzt und schaute mit einem langen Blick gegen die Türe, und als er des Herrn Polizeileutnants ansichtig geworden, wurden seine Wangen wieder genau so tödlich fahl wie tags zuvor, da ich in sein Zimmer gekommen war. Ich kann mir, wenn ich die Tatsachen im Zusammenhang gegeneinander halte, keine andre Erklärung denken, als daß Caspar alles das, was sich nun seit vierundzwanzig Stunden abspielte, von innen aus erriet, sozusagen durch ein inneres Gesicht, und daß er der äußeren Bestätigung durch die Ereignisse gar nicht mehr bedurfte, denn es gab sich eine Versunkenheit an ihm kund, die ich nur mit der schrecklichen Ruhe eines Schlafwandlers vergleichen kann. Ich selbst war nachgerade so benommen, daß ich, wie ich fürchte, Herrn Hickel mit einer unfreundlich wirkenden Kälte empfing. Glücklicherweise schien dieser keine Notiz davon zu nehmen, und nachdem er sich gegen meine Damen verbeugt, wandte er sich an Caspar und sagte mit einem Ton der Überraschung, der freilich nicht ganz aufrichtig klang: »Das ist also der Hauser! Ist ja ein ganz ausgewachsener Mensch, mit dem wird sich ja reden lassenCaspar schaute den Mann groß an, und zwar mit einem finster prüfenden Blick, in dem durchaus nichts Wehleidiges oder Jämmerliches war. Es entstand nun ein allseitiges Schweigen; ich überlegte mir, wie ich es anstellen könnte, damit Caspar die Nacht über noch in meinem Hause bleiben könne, denn in seinem Zustand ihn einem Fremden zu überlassen erschien mir unratsam. Ich erklärte mich Herrn Hickel mit offenen Worten, er hörte mich ruhig an, sagte aber dann, er habe gemessenen Auftrag, Caspar gleich mitzunehmen, es sei keine Zeit zu verlieren, die Sachen müßten noch gepackt werden und der Wagen stehe schon bereit. Meine Schwester Anna, unbändig wie sie ist, rief mir zu, ich solle mich darum nicht kümmern, zugleich trat sie, wie um ihn zu schützen, an Caspars Seite. Herr Hickel lächelte und sagte, wenn uns so viel an einem Aufschub gelegen sei und wir noch etwas mit Caspar zu besprechen hättensein Ton war dabei so beziehentlich, daß ich stutzig wurde