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Noch bedeutsamer und charakteristischer aber ist es, daß Kleist um diese Zeit in seinen religionsphilosophischen Ueberzeugungen völlig auf Kantischem Boden steht. Mit Recht hat man auf die vielfachen wörtlichen Anklänge verwiesen, die seine Briefe an einzelne Stellen der Kantischen »Religion innerhalb der Grenze der bloßen Vernunft« enthalten.

Dieser Begriff ist in den Darlegungen des Schlußteils der »Bestimmung des Menschen« noch nicht zu wahrhafter Schärfe und Klarheit entwickelt: auch der moderne Leser würde Mühe haben, ihn nach seiner Eigentümlichkeit zu würdigen, wenn er nicht Fichtes spätere religionsphilosophischen Werke zum Vergleich und zur Erläuterung heranziehen könnte.

Denn eben dieser Lehrbegriff mußte Kleist seinen allgemeinen Grundzügen nach schon vor dem entscheidenden Brief an Wilhelmine bekannt sein. Er wird in Kants ethischen und religionsphilosophischen Schriften überall vorausgesetzt und er bildet den latenten Mittelpunkt, auf den alles andere immer wieder zurückführt.

War es der Fortgang von Kants ethischen und religionsphilosophischen Schriften zu seinen theoretischen Hauptwerken, war es das intensive Studium der »Kritik der reinen Vernunft«, wodurch dieser plötzliche Umschwung sich in Kleist vollzog? Man hat es allgemein behauptet, ohne daß doch hierfür, soviel ich sehe, ein wirklich bündiger Beweis erbracht worden wäre.

Und was diesen ethischen Selbstwert als solchen und seine Gewißheit betrifft, so war nicht der geringste Zweifel daran möglich, daß Kant ihn immer und überall, in seinen theoretischen wie in seinen ethischen und religionsphilosophischen Schriften, mit der gleichen unerschütterlichen Sicherheit behaupet hatte daß er ihn als allgemeingültig und notwendig, daß er ihn in jedem Sinne als schlechthin »unbedingt«, ja als den eigentlichen Ausdruck des Unbedingten überhaupt, ansah.