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Es ist bekannt, daß Kleist, um Wilhelmine die Grundlehren des transzendentalen Idealismus zu verdeutlichen, von einem populären Vergleich und Beispiel ausgeht. »Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, ~sind~ grün und nie würden sie entscheiden können; ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört.

Kleist, der größte Prosaiker bislang, dessen Stil die meiste Intensität erreicht hatte, war im Kohlhaas jeder Ausbreitung eines Romans nahe gewesen, aber er war abgeschweift, tendierte zur Novelle, und sein Werk blieb so groß und im einzelnen einzig wie unvollendet.

Mit altkluger Weisheit entwickelt der erste philosophische Aufsatz, den wir von Kleist besitzen, seine Anweisung »den sicheren Weg des Glücks zu finden und ungestört, auch unter den größten Drangsalen des Lebens, ihn zu genießendiese Auffassung.

Was vermochte den Schüler Kants, der Kleist schon im September 1800 gewesen ist, an der Kantischen Lehre so zu ergreifen, daß er jetzt seine gesamte Vergangenheit und all sein bisheriges Streben plötzlich vor sich versinken sah? Welches neue Moment ist es gewesen, das in ihm diese Erschütterung aller seiner früheren Grundüberzeugungen bewirkte?

Mit dem Kriegsrat ~Scheffner~ trat Kleist, wie in Scheffners Selbstbiographie berichtet wird, kurz nach seiner Ankunft in Königsberg in näheren Verkehr; und sein Studium der Staats- und Kommunalwissenschaften führte ihn dem Manne zu, der von allen Freunden Kants das tiefste Verständnis für sein geistiges Wesen und für das Ganze seiner Lehre besaß.

Nur von einer derartigen Ansicht aus erklärt sich die Pedanterie, der trockene Ernst und die abstrakte Gründlichkeit, mit denen Kleist in seinen Briefen die »Fragen zu Denkübungen« für die Schwester und für die Braut formuliert und sie unerbittlich bis zur vollständigen befriedigenden Lösung durchnimmt.

Mußte Kleist, der sich selber damals um die Physik und ihr wissenschaftliches Verständnis bemühte, nicht die gewaltige theoretische Arbeit begreifen und würdigen, die Kant daran gesetzt hatte, die ersten »apriorischen« Gründe dieser Wissenschaft zu finden und ihr erst dadurch die Festigkeit eines geschlossenen Systems zu geben?

Nicht umsonst hat sie mir diesen ~gegenwärtigen~ Wirkungskreis angewiesen und gesetzt, ich verträumte diesen und forschte dem zukünftigen nach ist denn nicht die ~Zukunft~ eine ~kommende Gegenwart~ und will ich denn auch ~diese~ Gegenwart wieder verträumen?« S. Wilh. Herzog, H. v. Kleist 1911, S. 65. Wir mußten diese beiden Briefstellen die eine aus einem Brief vom 19.

Auch der Erzähler Kleist verweilt mit Vorliebe bei dieser Dialektik; bei diesem Gegensatz zwischen der Verwirrung der äußeren und der unaufheblichen und unzerstörbaren Ordnung der inneren Welt.

Wenn also Kleist jetzt durch diese Lehre in einem ganz neuen Sinne ergriffen und wenn er durch sie überwältigt wurde, so muß es ein neues gedankliches ~Motiv~ gewesen sein, das ihm aus ihr entgegentrat; so muß es eine völlig neue ~Beleuchtung~ gewesen sein, in der er nunmehr das Ganze der kritisch-idealistischen Lehren erblickte.