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So hatte sich das Neue durch alle Stadien innerer und äußerer Gefährdungen hindurchgekämpft; als Gedanke einer neuen Zeit erkannt, als Prinzip des neuen Königtums ausgesprochen, als Regiment des Reiches im Gange, als Heeresmacht organisiert, als Zersetzung und Umgestaltung des Völkerlebens in voller Arbeit, hatte es nur noch möglichst durchgreifend und den wesentlichen Interessen der Völker gemäß sich zu betätigen.

Man gestaltete ein Reich, das ebenso wie das österreichisch-ungarische Staatsgebilde dem widersprach, was in den Kräften des Völkerlebens der neueren Zeit sich geschichtlich ankündigte. Von diesen Kräften sahen die Verwalter dieses Reiches nichts. Das Staatsgebilde, das sie im Auge hatten, konnte nur auf der Kraft des Militärischen ruhen.

Es liegt in der Natur der Sache, daß die Umgestaltung des Völkerlebens in sittlicher, sozialer, religiöser Beziehung langsamer und bis auf einzelne Eruptionen unmerklich vor sich gehen mußte; und wenn gegen das Neue, welches unter Alexanders Regiment natürlicherweise zu plötzlich, zu unvorbereitet, oft gewaltsam ins Leben gerufen war, mit seinem Tode eine Reaktion hervortrat, welche in den dreißig Jahren der Diadochenkämpfe sich bald dieser, bald jener Partei anschloß, so war das Resultat kein anderes, als daß das Neue endlich zur Gewohnheit wurde und, nach den volkstümlichen Verschiedenheiten modifiziert, solche Formen annahm, in die sich das Leben der Völker unter einem fortan gleichen und gemeinsamen Prinzip weiter hineinbilden konnte.

Durch ihr Nicht-Verstehen der neuzeitlichen Forderungen des Völkerlebens war 1914 die deutsche Politik an dem Nullpunkte ihrer Betätigungsmöglichkeit angelangt.

Dasjenige, das von der neueren Geschichte gefordert ist, hätte auf der Verwirklichung der Impulse für den gesunden sozialen Organismus ruhen müssen. Mit dieser Verwirklichung hätte man sich in die Gemeinsamkeit des modernen Völkerlebens anders hineingestellt, als man 1914 in ihr stand.

Die Geschichte kennt kein zweites Ereignis so erstaunlicher Art; nie vorher und nachher hat ein so kleines Volk so rasch und völlig die Übermacht eines so riesenhaften Reiches niederzuwerfen und an Stelle des zertrümmerten Baues neue Formen des Staaten- und Völkerlebens zu begründen vermocht.

Ein alter Schriftsteller sagt: »Wie in einem Becher der Liebe waren die Elemente allen Völkerlebens ineinander gemischt, und die Völker tranken gemeinsam aus diesem Becher und vergaßen der alten Feindschaft und der eigenen OhnmachtEs ist hier nicht der Ort, darzulegen, zu welchen Folgen sich diese Völkermischung entwickelt hat; sie sind die Geschichte der nächsten Jahrhunderte.

Verschiedenheiten der Nationalität, Weltanschauungen, Interessen, vor Allem der wunderbar erfüllte Fluch Gottes, der dieses Volk zuerst in die Sandwüste Arabiens, dann zu den Trauerweiden Babylons, zuletzt in die Wüste eines fremdartigen Völkerlebens verbannte, erklären die trübe, schwermüthige Geschichte des auserwählten, tief gesunkenen und dennoch niemals untergehenden Volkes.