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Aktualisiert: 31. Mai 2025
Die erwachsenen Mädchen der Pension saßen im Speisezimmer beisammen, stopfend, flickend oder mit anderen Arbeiten dieser Art beschäftigt. Es war sehr heiß und gewitterschwül, und durch die geöffneten Fenster drang kein erfrischender Luftzug. Ilse hielt ihren Strickstrumpf in der Hand und quälte sich, Masche auf Masche abzuheben. Es machte ihr Mühe mit den heißen, feuchten Fingern.
Sie wäre auch gar gern zum Feste gegangen, wenn sie Erlaubniß erhalten oder Kleider gehabt hätte, in denen sie sich unter die andern Gäste hätte mischen können. Als sie sich recht satt geweint und dadurch den ersten Kummer beschwichtigt hatte, nahm sie den Strickstrumpf zur Hand und setze sich auf die kleine Bank am Heerde, wo ihr das Herz allmählich wieder leicht wurde.
Mein ganzer Gedankenkreis war ihnen fremd. So blieb mir nur die Mutter. Sie saß des Abends mit ihrem Strickstrumpf still am Tische, an dem ich schrieb. Ich legte ihr so gern die Gedanken vor, mit denen ich meine Feder beschäftigte. Sie hörte mir ruhig zu. Sie nickte einverstanden. Sie lächelte ermutigend. Sie sagte ein liebes, tröstendes Wort. Sie war wie eine Heilige.
Die Alte schwieg eine Weile, und ihre Gedanken schienen sich von dem alten Besitztum der Familie zu dem letzten Nachkommen derselben hinzuwenden. "Marx", sagte sie, indem sie den Strickstrumpf auf den Tisch legte, "warum bist du auch so lange fort gewesen" "Was hätte ich denn ändern können, Wieb?" "Und die zwei langen Jahre!
"So", sagt sie endlich und atmet dabei aus Herzensgrunde, "so, nun bist du bald begraben!" Und wie ich eine Weile regungslos daliege, sehe ich durch die lose mich bedeckenden Halme, wie sie ihr Köpfchen zu mir niederbeugt, und wie sie dann plötzlich kehrtmacht und sich zu einer alten Bäuerin hinarbeitet, die mit einem Strickstrumpf in der Hand uns gegenübersitzt.
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