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Aktualisiert: 5. Juni 2025
Denn man konnte jene insofern schon die alte Stauffacherin nennen, als die schöne, gute Justine in ihrer vollsten Lebensblüte stand und ihr nichts mehr fehlte zur Würde und Übung eigenen Stauffachertums, als ein für die Geschicke des Landes in Sorgen stehender Gemahl.
Justine eilte, ihre Mutter zu suchen; die war aber noch im Hause eines der Brüder, und jene ging daher dorthin, um Rat und Zuflucht zu finden.
Justine lehnte sich zurück und sah der roten, schwankenden Gestalt nach, bis sie in dem blauen Schatten des Abends verschwand. »Katholisch!« rief sie, sich selbst vergessend, und versank wieder in tiefe suchende Gedanken; und sie schüttelte abermals das Haupt. Aber ihre obdachlose Frauenseele suchte fort und fort; sie ging ungegessen zu ihrem Lager und brachte schlaflos die Nacht zu.
Justine zog nun zu ihrem Mann nach der Stadt, wo er ohne Unterbrechung wohl gedieh und seine Leichtgläubigkeit in Geschäfts- und Verkehrssachen verlor, ohne deswegen selbst unwahr und trügerisch zu werden. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter, welche sie Justus und Jukunde nannten und die blühende, lachende Schönheit weiter vererben werden.
Hiefür war vorzüglich Justine gewonnen worden, welche, um den lauen Sinn ihres Mannes so viel als möglich gut zu machen, dem wunderlichen Reformwerke doppelt zugetan war und sowohl mit eigenen reichen Gaben, als mit dem eifrigen Sammeln fremder Spenden voranging und kräftig eingriff.
Sie brauchte dabei einen Ausdruck, den sie kaum je im Munde geführt, und welchen, ohne daß es gerade ein eigentliches Schimpfwort war, doch kein rechter Mann von seiten seiner Frau erträgt. Kaum war das Wort ihrem Munde entflohen, so erblaßte Justine, und sie schaute ihren Mann mit großen Augen an, der schon vorher erbleicht war und jetzt schweigend hinausging.
Ein stattlicher Kranz von Frauen saß auf erhöhtem Platze des Schiffes, unter ihnen Justine Glor in schöner einfacher Modekleidung, den Sonnenschirm in der Hand, so daß Jukundus, als er in seiner Fahnenträgertracht grüßend vor sie trat, überrascht von ihrem veränderten und fast noch feineren Aussehen, beinahe befangen wurde.
Justine indessen betrieb guten Mutes und voll Munterkeit das Einpacken der fahrenden Habe und die Übersiedlungsanstalten; bald war sie in Schwanau, um dort die Wohnung einzurichten, bald wieder in Seldwyla, um hier die Dinge zu besorgen, war reichlich mit Geldmitteln versehen und vergaß in ihrem frohen Eifer gänzlich, daran zu denken, ob auch Jukundus noch etwas bedürfe oder in der Hand habe.
Mit Justine lebte er ohne jede Verbindung; er erwartete vergeblich ein Zeichen von ihr, daß sie die geschehene Beleidigung bereue und zurückzunehmen wünsche, während sie hieran von den Ihrigen verhindert wurde, welche fanden, es sei besser, die Dinge einstweilen liegen zu lassen, wie sie lägen, und das weitere Glück des Jukundus abzuwarten, ob dasselbe auch Bestand habe.
Vielmehr beschrieben sie mit unschuldiger Heiterkeit die schnurrige Hexe vor der Türe, als Justine nach der unheimlichen Erscheinung fragte, und wie man Geduld mit der armen Kreatur haben müsse, welche von bösen Geistern bewohnt und gewiß leidend genug sei. Wie erstaunten sie aber, als Justine ihre einfachen Geschenke hervorholte.
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