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Kapitel Religion Die roemische Goetterwelt ist, wie schon frueher angedeutet ward, hervorgegangen aus der Widerspiegelung des irdischen Rom in einem hoeheren und idealen Anschauungsgebiet, in dem sich mit peinlicher Genauigkeit das Kleine wie das Grosse wiederholte.

Diese Grundlage der antiken Poesie mangelte in Latium gaenzlich; wo die Goetterwelt gestaltlos und die Sage nichtig blieb, konnten auch die goldenen Aepfel der Poesie freiwillig nicht gedeihen. Hierzu kommt ein Zweites und Wichtigeres.

Wohl liegt der tief sittliche Zug des Menschen, irdische Schuld und irdische Strafe auf die Goetterwelt zu beziehen und jene als ein Verbrechen gegen die Gottheit, diese als deren Suehnung aufzufassen, im innersten Wesen auch der latinischen Religion.

Der Staat und das Geschlecht, das einzelne Naturereignis wie die einzelne geistige Taetigkeit, jeder Mensch, jeder Ort und Gegenstand, ja jede Handlung innerhalb des roemischen Rechtskreises kehren in der roemischen Goetterwelt wieder; und wie der Bestand der irdischen Dinge flutet im ewigen Kommen und Gehen, so schwankt auch mit ihm der Goetterkreis.

Das Beginnen freilich, die Goetter und Heroen der Sage durch Roms Koenige und Konsuln zu ersetzen, gleicht dem Unterfangen der Giganten, mit aufeinander getuermten Bergen den Himmel zu stuermen; ohne eine Goetterwelt gibt es kein antikes Epos und kein antikes Drama, und die Poesie kennt keine Surrogate.

Schon die bloss dekorative Verwendung der Goetterwelt traegt diesen Stempel.