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Aktualisiert: 11. Mai 2025
Können wir auch den Descartes'schen Ausführungen nicht ganz zustimmen, so erfüllt uns doch sein Werk mit hoher Bewunderung. Es steht an der Grenze zweier gewaltiger Epochen der Wissenschaft. Während es einerseits noch deutlich die Scholastik widerspiegelt, eröffnet es andererseits den Ausblick in eine neue Zeit mit neuen Zielen, neuen Ansichten und neuen Begriffen.
Dieses „Licht“, das uns die Wahrheit der Sätze, wie: „ich zweifle, also bin ich“, unmittelbar verbürgen soll, spielt eine eigentümliche Rolle in der Descartes'schen Philosophie. Descartes giebt keine näheren Erläuterungen über die Bedeutung dieses Lichtes, auf das er sich später häufig beruft.
Somit ist selbst die Gewißheit des Satzes des Widerspruchs und die Gewißheit des „Ich bin“ bedingt durch die Erkenntnis Gottes. Da diese aber von dem vorausgegangenen Ungewissen abhängig ist, sollte man meinen, sie könnte selbst nie gewiß werden oder gar das Ungewisse, aus dem sie selbst hervorgeht, gewiß machen. Man hat darum Descartes vorgeworfen, er bewege sich im Kreise; sein System gründe sich in letzter Linie auf einen =Zirkelschluß=. Formal ist das bis zu einem gewissen Grade zutreffend. Einen Vorwurf wird aber nur derjenige darin erblicken, der das Wesen philosophischer Systeme ganz und gar =verkennt=. Die letzte Stütze eines Systems muß stets im Systeme =selbst= liegen. Das Zusammengehen aller Teile zu einem großen, einheitlichen, abgeschlossenen, festgefugten =Ganzen= ist es, was dem System Gewißheit giebt. Eins fordert das andere; das andere fordert das erste. Für sich wäre weder das eine noch das andere in jeder Beziehung klar und gewiß: zusammengefügt ergänzen und stützen beide sich und werden über allen Zweifel erhaben. Das „Ich bin“ ist zwar ganz sicher wahr. Es bleibt aber die Forderung solange das System noch nicht geschlossen daß diese Wahrheit durch die =Gottesidee bestätigt= werde, wenn wir voll befriedigt sein sollen. Die Gottesidee, durch das Ich (einerlei ob dies gewiß oder ungewiß ist) involviert, wird aus diesem entwickelt, die Forderung wird erfüllt, und dadurch =beide= Gott und ich =gleichzeitig= vollkommen klar und gewiß. Ein „Zirkel“ liegt hier nicht vor! „Ich“ und „Gott“ sind gleichsam die beiden „=Pole=“ des Descartes'schen Systems. Vgl. auch Anm. S.
„Abzuweisen“ nicht aber gänzlich zu „=verwerfen=“, wie Kirchmann übersetzt; es handelt sich nur um ein „Nichtalsgewißannehmen“. Das =ganz Sichere= und =Gewisse= ist es, das Descartes sucht, indem er alles, was =nicht= ganz sicher ist, aus der Betrachtung =ausscheidet=, ohne es deshalb ein für allemal zu =verwerfen=. Hierin besteht eben die Eigenartigkeit der Descartes'schen Methode, die Wahrheit zu finden.
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