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Naturwissenschaftler denken in der Sprache mathematischer oder logischer Formeln oder in neueren Programmiersprachen, ohne sie deshalb zur alltäglichen Verständigung oder für Gedichte oder Liebesbriefe zu verwenden. Die Schriftkultur gründet den Primat der allgemeinen Bildung auf die Überzeugung, daß das Denken sprachlicher Natur sei.

Die natürliche Sprache verkörpert in sich eine bestimmte Erfahrung von Raum und Zeit; Programmiersprachen indes verkörpern bestimmte logische Strukturen oder eine objektbezogene Funktionsweise der Welt. Diese Erfahrungen geben den Bezugsrahmen des Vorverständnisses von Welt ab.

Programmiersprachen wie Cobol, Fortran, C, C++, Lisp oder Java werden auf Wegen verbreitet, die sich den Ansprüchen von Schriftlichkeit und Schriftkultur widersetzen; sie erfüllen höchste Effizienzerwartungen und sind wegen ihrer Funktionalität anerkannt. Sie eignen sich zum Abfassen von Gedichten ebensowenig, wie sich die literarischen Kunstsprachen für das Betreiben eines Computers eignen.

Sie gelten als literarische Konventionen, sind Teil der ästhetischen Erfahrung und Bestandteil der Schriftkultur. Sie erstreben keine Präzision, sondern Ausdrucksdichte und sind auf eine sublime Art mehrdeutig. Präzision wird man eher in logischen Sprachen oder in den Programmiersprachen für Computer finden.

Platon hatte bekanntlich ausreichende mathematische Kenntnisse als die Voraussetzung für die Zulassung zur Akademie erklärt. Heute würden die Hüter der Wissenschaften Logik, bzw. die Beherrschung von künstlichen Sprachen wie etwa Programmiersprachen, fordern, wobei diese ja selbst wiederum ständig optimiert, differenziert und durch Erwartung einer erhöhten computationalen Effizienz verändert werden. Zur Zeit des "Redners" Sokrates galt die Sprache als Grundlage und Konstituens von Städten, Gesetzen und Künsten. Zur Zeit des römischen Dichters Lukrez wurde Physik in Versen abgefaßt (7000 Hexameter legten die epikureische Atomtheorie dar). Galilei bevorzugte den Dialog in seiner italienischen Umgangssprache, damit seine Zeitgenossen die Entdeckungen der Physik und Astronomie verstehen konnten. Bei Newton wurde die Sprache durch Formeln und Gleichungen ersetzt, die seitdem das Vokabular der Physik ausmachten.

Die größte Herausforderung bestand vielleicht im Gebrauch von Computern mit dem Ziel, die Fähigkeit zu rechnen, Worte und Bilder zu verarbeiten, Produktionsvorgänge zu steuern, komplexe Daten zu deuten und sogar Teile des menschlichen Denkens nachzubilden. Programmiersprachen dienen als Vermittlungseinheiten.

Effiziente Schnittstellen anzubieten ist vermutlich ebenso wichtig wie die Gestaltung hochgradig abstrakter Programmiersprachen und das Schreiben von Programmen in diesen Sprachen. Ohne solche Schnittstellen könnten wahrscheinlich nur wenige Menschen mit einem Computer umgehen.