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Aktualisiert: 5. Mai 2025
Und er schrieb: »Dein treuer Freund R.« Er las den ganzen Brief noch einmal durch. Er gefiel ihm. »Armes Frauchen!« dachte er in einem Anflug von Rührseligkeit. »Sie wird denken, ich sei gefühllos wie Stein. Eigentlich fehlen ein paar Tränenspuren. Aber heulen kann ich nicht. Das ist mein Fehler.«
Nun trifft man im Leben ebenso selten auf Geschmack wie auf tiefes und wahres Gefühl, und was den Stil anbelangt, so ist er künstlerisches Gebiet. Was übrigbleibt, ist eine Vorstellung von Gefühl, das mit Rührseligkeit und Geschwollenheit bezeichnet werden muß. Und vor allem verlangt man seine deutliche Sichtbarkeit! Es muß unterstrichen werden, auf daß jeder merke, sehe und höre.
Nun wußte er ja Bescheid. Konnte sichs beiläufig ausrechnen, was der Weixler schon alles an ihm beobachtet, wie der sich schon insgeheim über seine Rührseligkeit mokiert haben mußte, wenn ein einfacher Mensch, wie dieser Tischlergeselle, seine geheimsten Gedanken erriet!
Hatte er sich's nicht fest vorgenommen, sein Gewissen, seine Rührseligkeit, sein ewig waches Mitgefühl mit allen überflüssigen Gedanken daheim zu lassen, bei seiner eingekampferten Zivilkleidung, in der Friedenswohnung?
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