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Sie küßte Lilli und versicherte der sehr geängstigten Lehrerin, das Phantasieren der kleinen Kranken habe nichts zu bedeuten, bei lebhaften Kindern stelle sich dasselbe bei einem harmlosen Schnupfenfieber ein. Und mit diesem aufrichtig gemeinten Troste verließ sie das Zimmer. Es schien, als habe sie wahr gesprochen. Gegen Mittag schlief Lilli ein.
Aber ich bin krank, habe ziemlich starkes Schnupfenfieber und Zahnweh, und beides hindert mich am Arbeiten. Da suche ich gern im Briefwechsei, und am liebsten in dem mit Ihnen, eine ruhig-erheiternde und die Seele stimmende Beschäftigung. Ich gehöre zu den geduldigsten Kranken, ja ich kann mich oft nicht entschließen, das Kranksein ein Übel zu nennen.
Die Vorsteherin beruhigte sie und meinte, daß Lillis ganze Krankheit ein heftiges Schnupfenfieber sein werde, sie habe bei Kindern oftmals ähnliche Fälle erlebt. Die junge Lehrerin schüttelte ungläubig den Kopf. »Wenn nur der Ball heute abend nicht wäre!« sprach sie seufzend. »Der Lärm im Hause und das kranke Kind – es will mir nicht in den Kopf! – Wenn wir ihn hinausschöben, Fräulein?«