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Aktualisiert: 12. Mai 2025
Nach einigen Jahren war er ein so berühmter Dudelsackpfeifer geworden, daß man ihn wie einen Zauberkundigen von einem Orte zum andern, oft viele Meilen weit, kommen ließ. So blies er einst auf einem Gute beim Ernteschmaus, wozu auch viele Gutsherren aus der Umgegend gekommen waren, um die Belustigung des Volkes mit anzusehen.
Dieser wollte ihn mitnehmen, aber der geforderte Preis war dem kargen Dudelsackpfeifer zu hoch. Er suchte sich nun durch seinen Dudelsack bei dem Schiffsvolke einzuschmeicheln, und hoffte dadurch die Kosten der Fahrt zu verringern. Das Glück wollte, daß er einen jungen Matrosen fand, der ihm versprach, ihn heimlich hinter dem Rücken des Schiffers auf's Schiff zu bringen.
Alle mußten einmüthig bekennen, daß ihnen in ihrem Leben noch kein geschickterer Dudelsackpfeifer vorgekommen war. Ein Gutsherr nach dem andern lud den Dudelsack-Tiidu zu sich, dann mußte er die Herrschaft durch sein Spiel ergötzen und erhielt dafür gute Kost und gutes Getränk, dazu noch Geld und mancherlei Geschenke.
Jetzt schlug dieser die Augen auf und es war klar, daß er ihn sogleich erkannte, denn er stand auf, ging auf Tiidu zu und reichte ihm zum Gruße die Hand, dann fragte er: »Wo hast du deinen Dudelsack gelassen?« Da erst überzeugte sich Tiidu, daß der Fragende derselbe alte Mann war, der ihm früher empfohlen hatte, Dudelsackpfeifer zu werden.
Tiidu hatte über die halbe Nacht daran gearbeitet, sich ganz unkenntlich zu machen, und es war ihm so gut gelungen, daß weder von dem Dudelsackpfeifer noch von dem Aepfelverkäufer eine Spur nachgeblieben war. Auch seine Ausdrucksweise war so gebrochen, daß er Manches erst mit den Fingern andeuten mußte, ehe die Andern daraus klug wurden.
Es hatten sich noch viel mehr Leute eingefunden, als das erste Mal, denn das Gerücht von dem geschickten Dudelsackpfeifer hatte sich in der Stadt verbreitet, und Jedermann wünschte ihn zu hören. Als er am Abend sein Geld zählte, fand er fast doppelt so viel als am ersten Sonntage.
Als die andern Großen das sahen, ließen sie einer nach dem andern den Dudelsackpfeifer in ihre Häuser kommen, wo er ihnen vorspielen mußte. Tiidu beobachtete pünktlich die Vorschrift des Alten, indem er sich nie einen Lohn ausbedang, sondern Jedem überließ, nach Gutbefinden zu geben, und es fand sich, daß er fast immer viel mehr erhielt, als er selber zu fordern gewagt hätte.
Jetzt fing sein Glück an zu blühen, denn weit und breit war kein Dudelsackpfeifer zu finden, der so kunstgerecht und so taktmäßig zu blasen verstand. Tiidu's Dudelsack setzte alle Beine in Bewegung. Wo nur eine Hochzeit, ein Ernteschmaus, oder eine andere Lustbarkeit begangen wurde, da durfte der Dudelsack-Tiidu nicht mehr fehlen.
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