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Aus der sanften, hingebenden Braut, die ihn schwärmerisch anzubeten schien, in der er eine treue Lebensgefährtin, eine sorgende Mutter für sein Kind zu finden hoffte, wurde eine unfügsame, selbstsüchtige Frau, welche Mann und Kind vernachlässigte und sich obenein noch gekränkt fühlte, daß er ihrer dichterischen Beanlagung so wenig Interesse schenkte und so geringes Verständnis entgegenbrachte. „Sie mit ihrer idealen Natur passe nun einmal nicht in diese profane Welt,“ so tröstete sie sich schließlich.

An diesem Punkt tritt die persönliche Wesensrichtung Goethes ganz besonders deutlich als Träger seiner Weltanschauung hervor. Als die glücklichste Beanlagung des Menschen in seinem Verhältnis zur Natur kann es wohl gelten, wenn die eigenste, nur den Bedürfnissen und Tendenzen des Ich folgende Entwicklung zu einem reinen Aufnehmen und Bilde der Natur führt, als ob die Kräfte beider sich wie in einer prästabilierten Harmonie äußerten, die einen den Index für die anderen bildeten. Diese Konstellation traf bei Goethe auf das vollendetste zu. In allem, was er äußerte und wirkte, entwickelte er nur seine Persönlichkeit; den ganzen Umkreis seiner Betrachtung und Deutung des Daseins erfüllte er, weil er sich selbst auslebte, und man hat den Eindruck, als ob ihm sein Bild der Natur, das, bei allen sachlichen Einwänden, immerhin eines von unvergleichlicher Geschlossenheit, Beobachtungstreue und Hoheit der Auffassung ist