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Tübingen war erreicht, das Ziel des ersten Reisetages, wo Nachtrast gehalten werden sollte, und Ludwig’s Verlegenheit wuchs mit jeder Minute. Sollte die Prinzessin der weiblichen Bedienung entbehren, sie, die von Kindheit auf die sorgsamste Aufmerksamkeit gewohnt war?

Trotz der Nähe der Geliebten war Ludwig’s Herz sorgenbelastet und schwer, denn er fühlte sich fast von allen Banden losgerissen, die das Leben so freundlich knüpft und in einander verschlingt. Wen hatte er denn noch draußen in der Welt, seit auch Angés ihm entrissen war?

Auch warst du es, der als der Aeltere mir zuerst die Hand zur Versöhnung bot; dein Edelmuth gewann dir meine ganze volle Liebe, und nun von allen diesen Geschichten kein Wort mehr. Laß uns anstoßen: Unsere lieben Todten sollen leben! Theuere Namen klangen durch Ludwig’s Erinnerung: Ottoline, Leonardus, Sophie Charlotte, Angés.

Wurde er dir entrissen? Gabst du ihn hin? An wen gabst du ihn und wie theuer? Nie würde ich so unwürdig handeln, dieses werthvolle Familienstück zu verkaufen, Vetter! Das denkst du gewiß nicht von mir! Nun denn, wo kam der Falke sonst hin? fragte der Erbherr in ungeduldiger Spannung. Ich habe ihn verschenkt, war Ludwig’s ruhige Antwort. Verschenkt!

Denn hier spricht er wie Salomo der Weise. – Durch diesen Gedanken versöhnlicher gestimmt, griff die Reichsgräfin nach dem zweiten Briefe ihres treuen und nur zu offenherzigen Intendanten. Der Inhalt desselben bildete die kurze Schilderung der Reise, gab Nachricht über das Befinden des Erbherrn und Graf Ludwig’s, wie der Frau Gräfin von Lynden.

Diese Rede der alten Herrin war lang genug, daß während ihrer Dauer die stürmischen Gemüthswellen im empörten Blute Ludwig’s sich legen konnten, und sein Schmerzgefühl über die ihm widerfahrene Beleidigung wich dem Gefühl neuen Dankes, das in der Großmutter jetzt auch die Erretterin seines Lebens verehren mußte.

Das Haus wurde völlig zur Wohnung eingerichtet und angemessen möblirt, auch ein neuer, höchst eleganter Wagen wurde eigens von Frankfurt verschrieben und es erfolgten nun bisweilen heitre Spazierfahrten Sophiens und Ludwig’s mit vier Postpferden, welche jedesmal erst von Hildburghausen nach Eishausen gebracht werden mußten.

Der herzogliche Beamte, Graf Ludwig’s Begleiter, ein wackerer und sonst unerschrockener Mann, erbebte doch beim Anblick dieser Gräuel. – Was meinen Sie, Herr Graf? richtete er mit bedenklicher Miene an Ludwig die Frage: sollen wir uns in diese Gefahr hinein stürzen? Haben Sie Jourdans Schutzbrief? fragte Ludwig, und als der Beamte bejahte, sprach er: Geben Sie ihn mir!

Das schöne thränennasse Antlitz zu ihm erhoben, faßte Sophie Ludwig’s Hände und sprach mit leisem Beben: Nun habe ich also keinen Vater mehr! Nun seien Sie mein Vater!

Daß Angés mitkomme, sei deine Sorge. Die Freunde machten in Begleitung Angé’s und der kleinen Sophie einen Lustritt und eine Lustfahrt durch Amsterdam; Leonardus wollte ihnen doch so manches Merkwürdige und Schöne seiner Vaterstadt zeigen. Er ritt Ludwig’s Isabella, von Philipp gefolgt. Ludwig saß an Angé’s Seite.