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Nachdem die Kriegsära und die Jahre des Ausnahmegesetzes vorüber waren, wurde in Deutschland der Streit, ob lokalisierte oder zentralisierte Gewerkschaften, zum Austrag gebracht. Die lokalistischen Gewerkschaften unterlagen. An einzelnen Orten behielten sie einen gewissen Anhang bei den Arbeitern des Baugewerbes, im übrigen aber siegte bei den auf dem Boden des Klassenkampfes stehenden Gewerkschaften das zentralistische Prinzip. Die zentralistischen Gewerkschaften nun sind zumeist verbunden mit Unterstützungseinrichtungen, die ihnen die organisatorische Festigkeit geben. Wo sie diese Einrichtungen nicht haben, gewinnen Gewerkschaften fast nur in Zeiten guten Geschäftsganges und erfolgreicher Lohnkämpfe Anhänger, und strömt, nachdem diese vorüber, ein großer Teil der gewonnenen Mitglieder wieder ab und verliert das Interesse an ihnen. Je mehr Unterstützungseinrichtungen die Gewerkschaft hat, um so fester ist der Zusammenhalt. Allerdings nimmt sie dadurch einen etwas konservativen Charakter an, aber sie erzielt dafür größere Wirkungen und kann durch ihre Festigkeit den Unternehmern Arbeitstarife abnötigen, die eine mehr oder weniger lange Dauer haben. Die Tarifbewegung hat denn auch in Deutschland einen sehr großen Aufschwung genommen. In England längst bekannt, ist sie hier längere Zeit wenig beachtet worden. Als aber bei uns im Jahre 1903 zum ersten Male eine Erhebung der in Kraft befindlichen Tarife veranstaltet wurde, die von 1903 bis 1905 sich ausdehnte, stellte sich heraus, daß Deutschland schon 1577 solche Tarife hatte, auf Grund deren 477000

Die vermutlich einzige militärspezifische Komponente, die aus der früheren militärischen Praxis übernommen wurde, ist die Unterordnung des Individuums unter das militärische Ziel. Aber auch diese Unterordnung folgt nicht mehr dem zentralistischen und hierarchischen Modell der Schriftkultur. Von jedem einzelnen Soldaten wird heute eine stärkere Eigeninitiative verlangt.

Mit dieser Ablehnung der allgemeinen und zentralistischen Sozialisierung ist das Sozialisierungsproblem jedoch nicht erschöpft. Wir sahen bis jetzt nur seine Grenzen. Nur auf dem Boden einer Gemeinschaftsgesinnung ist Gemeinschaftswirtschaft möglich.

Mit den Veränderungen in der Struktur der Lebenspraxis und mit den Veränderungen, die aus einer wachsenden Skala resultierten, ergaben sich auch Veränderungen im Militärbereich. Wenn sich die Individuen überwiegend als schriftkulturell gebildete Individuen konstituierten, mußte auch das Militär die Erwartungen und Merkmale der Schriftkultur übernehmen. Vermutlich ergaben sich daraus die ersten Militärakademien. Von Moltkes Überlegungen über veränderte Verhältnisse zwischen Offizieren und Untergebenen nahmen viele Fortschritte in der Kriegstechnologie vorweg: den Einsatz dampfgetriebener Kriegsschiffe (durch die Japaner im Krieg gegen Rußland 1905); die Einführung von Radio, Telefon und automotivem Transport (im Ersten Weltkrieg); und das (von Erich Lindendorf entwickelte) Konzept des totalen Krieges. Alle Entwicklungen ergaben sich in einem pragmatischen Rahmen, in dem Schriftkultur nötig war und in dem sich die Merkmale der Schriftkultur in allen Formen der Lebenspraxis widerspiegeln. Der totale Krieg ist seiner Struktur nach der Vorstellung von einer universalen Bildung und Schriftkultur ähnlich: in der Forderung, das eine einzige Schriftkultur und Bildung alle anderen zu ersetzen habe. Und die stillschweigende Erwartung der Dauerhaftigkeit der Institution, die sich in den Regeln und Bestimmungen, den Hierarchien und zentralistischen Strukturen niederschlägt, ähnelt denen von Staat, Industrie, Religion, Bildungswesen, Wissenschaft, Kunst und Literatur. Das gleiche gilt für Zentralismus, Hierarchie und Disziplin. Das erklärt im übrigen, warum fast alle Armeen dieser Welt ähnliche, auf Schriftkultur basierende Strukturen angenommen haben. Im Gegensatz dazu sind zum Beispiel Guerillakriege insofern

Statt die Vorteile eines effektiven verteilten Modells zu nutzen, das eine Infrastruktur fördern könnte, die vielleicht nicht der Regierung und der Politik, aber dafür um so mehr der Wirtschaft von Nutzen gewesen wäre, verankerte sich Deutschland in den völlig ineffizienten zentralistischen und hierarchischen Strukturen der Vergangenheit.

Das abrupte und unerwartete Scheitern des kommunistischen Systems ist der unerwartete Beweis für die Hauptthese dieses Buchs. Der Zusammenbruch des Sowjetsystems kann als das Scheitern einer Struktur gesehen werden, die Schriftkultur als ihr wichtigstes Bildungs- und Handlungsprinzip einsetzte und sich darauf verließ, um ihre ideologischen Ziele innerhalb und außerhalb des Blocks zu verbreiten. Nicht die Schriftkultur an sich scheiterte, aber die Strukturen, welche ihr zu eigen sind: begrenzte Effizienz, sequentielle praktische Erfahrungen der menschlichen Selbstkonstituierung in einer hierarchisierten und zentralistischen Wirtschaft; deterministische (somit implizit dualistische) Arbeitsverhältnisse, ein auf dem industriellen Modell der Arbeitsteilung beruhendes Effizienzniveau, eine der zentralen Planung unterworfene Vermittlung; Undurchschaubarkeit, die sich in besessener Geheimhaltung äußerte, und schließlich die fehlende