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"Ja, ja!" rief sie und wollte hinauf. Tuft umschlang sie mit beiden Armen, bat und beschwor. Und wieder wurde sie still. Von oben kam kein Laut mehr jetzt. Oben ging alles schnell. Auf Kallems Verantwortung wurde der Junge chloroformiert, und das Schreien, das die Eltern gehört hatten, galt der Flanellmaske, die Kent ihm vors Gesicht hielt. Der Junge schob sie weg; er meinte, er müsse ersticken.

So gering auch die Gefahr gewesen war Tuft und Josefine hatten beide das Gefühl, als lege sich eine unsichtbare Hand mit leisem Druck auf ihre Schultern. Sie wandten sich ganz allmählich einander wieder zu und suchten Gelegenheit, miteinander zu sprechen freilich nur über den Zustand des Kindes; aber durch Stimme und Wesen klang es wie eine Bitte um Verzeihung.

Und nun ging's, Trumpf über Trumpf, von einem Dogma zum andern; am längsten stritten sie sich über die Lehre von der Versöhnung; die stamme aus einer Zeit, so uralt, so roh, daß noch nicht einmal die persönliche Verantwortlichkeit des Individuums existierte, bloß die des Stammes und der Familie. Tuft war verzweifelt; jetzt galt es!

Sie eilte hinunter ins Studierzimmer, während Tuft noch , und legte den Brief auf seinen Tisch; Hut und Tuch hatte sie schon an; und nun lief sie mehr als sie ging zum Haus des Bruders. Nun galt es biegen oder brechen. An einem Fußweg bog sie nach der Kirche ab; dabei dachte sie an Oles letzte Predigt. Wenn ihr Zusammenleben von Anfang an so freie Wahl, auf solche Ziele eingestellt gewesen wäre!

Es war schon über elf Uhr da klingelte es wieder. Genau auf dieselbe Art. Kallem erschien sofort. Er war also nicht zu Bett gewesen. Wieder war es Tuft, der dastand; aber, soweit Kallem zu unterscheiden vermochte, noch ehe er ihn näher sah, ein ganz anderer, ein verstörter, verzweifelter Mann. "Wo, denkst Du, könnte sie hingegangen sein, Edvard?" "Ich denke, zu Ragnis Grab wird sie gegangen sein!"

Von all dem wußte Ole Tuft wenig oder nichts. Sein eifriges Studium hatte sich streng auf die Theologie beschränkt; er hatte auch gar keine Zeit zu anderen Dingen und sein Glaube war altes Bauernerbe und in sich selbst viel zu gefestigt, um sich mit wissenschaftlichen Zweifeln abzugeben. Hätte er das nun geradeheraus gesagt, so wäre kaum weiter etwas daraus entstanden.

Tuft bewog sie endlich, sich aufs Sofa hinzulegen und sich kalte Umschläge machen zu lassen; er bat sie so innig, und seine Liebe war so stark, daß sie ihr einen Halt gab. "Danke, Ole, danke!" Darnach wurde sie still. "Er schreit!" rief sie plötzlich und setzte sich auf; sie wollte hinauf. Der Pastor beteuerte, er höre nichts; aber im selben Augenblick hörten sie es beide.

Es gibt ganz sicherlich einen Gott und auch Geister, und das wollen wir ihm jetzt sagen." Tuft selber hatte beschlossen, an diesem Nachmittag noch Kallem aufzusuchen. Er war ihm dankbar, und es drängte ihn, zu bekennen, daß ohne das Unrecht, das sie an Ragni begangen hatten, nicht einmal die Erlebnisse dieser Tage ihm zur Erkenntnis der Lebenswerte verholfen hätten.

Abends, als wieder Ruhe im Hause war, waren beide oben beim Jungen, und beiden war es, als habe der Tod ihn schon gezeichnet. Die Hand der Mutter in der seinen schlief er ein; dann führte Tuft sie sanft hinweg. Es war ihr jetzt nur willkommen, daß jemand sie führte; infolge der vielen Umänderungen im Hause war auch ein zweites Bett im Fremdenzimmer aufgeschlagen worden.

Seminarlehrer, Schulmeister, Wanderprediger und verschiedene Pastoren gingen Pastor Tuft in der Betstunde mit allen möglichen theologischen Instrumenten zuleibe. Vor allem lernte er, sich deutlich ausdrücken; denn die meisten Punkte, in denen sie ihn angriffen, beruhten auf Mißverständnissen. Er lernte aber auch den Gebrauch von Kräften und Kenntnissen, die er bis jetzt nicht geübt hatte.