United States or Northern Mariana Islands ? Vote for the TOP Country of the Week !


Auch die Stadtrichterin betrachtete die Schatulle verständnislos und bemerkte nur: »Das ist der Putz eines kleinen Mädchens.« »Ganz rechterwiderte die Zigeunerin, »und welches Mädchens, das sagt die Schrift in diesem zusammengelegten Papier

Preziosa war ganz verwirrt, da sie nicht wußte, weshalb man diese Untersuchung mit ihr vorgenommen hatte, zumal die Stadtrichterin sie jetzt gar in ihre Arme schloß und sie mit Küssen bedeckte.

Brust, Zehen, Schmuck, Tag des Diebstahls, das Geständnis der Zigeunerin und endlich der freudige Schreck, den die Eltern bei ihrem Anblick empfunden hatten all das ließ in der Seele der Stadtrichterin keinen Zweifel mehr übrig, daß Preziosa ihre Tochter war. Sie schloß sie daher in die Arme und kehrte mit ihr zum Stadtrichter und der Zigeunerin zurück.

»So alt wäre jetzt eben auch meine arme Constanzaentgegnete die Stadtrichterin. »Ach, ihr guten Leute, wie ruft mir dies Mädchen mein Unglück zurückDa ergriff Preziosa die Hände der Dame, küßte sie zu wiederholten Malen, bedeckte sie mit ihren Tränen und sprach: »Gnädige Frau, der verhaftete Zigeuner trägt keine Schuld, denn er wurde sehr gereizt.

Da trat der Stadtrichter ein, und als er das Mädchen und seine Frau in dieser Situation erblickte, blieb er, ergriffen von den Tränen wie von der Schönheit der Fremden, stehn. Er fragte nach der Ursache ihrer Bewegung, und zur Antwort ließ Preziosa die Hände der Stadtrichterin fahren, umschlang die Füße des Stadtrichters und rief: »Erbarmen, gnädiger Herr, Erbarmen!

Preziosa und ihre Großmutter führte man sofort der Stadtrichterin vor, die, als sie sie kaum gesehn hatte, schon rief: »Mit Recht preist man ihre SchönheitDamit trat sie auf Preziosa zu, umarmte sie und konnte sich an ihr nicht satt sehn und fragte die Großmutter, wie alt die Kleine sei. »Ein paar Monate mehr oder weniger als fünfzehn Jahreantwortete die Zigeunerin.

Preziosa strahlte jedoch an diesem Tage in solcher Schönheit, daß jeder, der sie gewahr wurde, in Lobeserhebungen ausbrach, und das Gerücht von ihrem Reize gelangte denn auch der Frau Stadtrichterin zu Ohren. Begierig, das Wunder zu sehn, bat sie ihren Mann, den Stadtrichter, diese Zigeunerin nicht in das Gefängnis zu sperren, in das alle übrigen kamen.

Während sie dies sprach, ließ sie die Hände der Frau keinen Augenblick los und sah sie unverwandt unter Strömen bitterer, schmerzlicher Tränen an. Doch auch die Stadtrichterin hielt Preziosa bei den Händen und sah sie nicht weniger aufmerksam und unter nicht minder zahlreichen Tränen an.