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Herr Dufresne rief halblaut: »LotteUnd als Lotte Spineder erschreckt und verwirrt stehen blieb und sich umsah, rief er wieder: »Lotte! Ich bin es, um Himmelswillen erschrick nichtIm nächsten Augenblick hielt der Herr mit dem Knebelbart Lotte, die schneeweiß geworden war und zu schwanken begonnen hatte, in seinem Arm.

Im letzten Kriegsjahre war er als Einjähriger eingerückt und im Felde hatte er den gleichaltrigen Rudolf Spineder, den Sohn des Hofrates, kennen und als Freund lieben und schätzen gelernt. In der letzten Piaveschlacht hatte Rudolf einen Kopfschuß bekommen und in den Armen des Freundes seine junge Seele ausgehaucht, nachdem er ihn gebeten, die Eltern und das Schwesterchen zu grüßen.

Nachdem sich die erste Freude und Verwirrung gelegt, tat Herr Spineder das, was ein Hofrat in solcher Situation zu tun hatte. Er sagte: »Nun, Kinder, erzählt mir einmal alles ordentlich der Reihe nachFrau Spineder aber tat das, was jede andere ordentliche Hausfrau an ihrer Stelle getan hätte.

Also, du siehst wieder einmal: Wir Juden sind schlau und wissen, wo unser Vorteil bleibtLeo kroch über den Zaun zurück und Herr Dufresne besorgte noch am selben Tag seinen Umzug nach der Billrothstraße. Hofrat Spineder und seine Gattin stellten aber mit Befriedigung fest, daß ihr Töchterchen zum erstenmal seit Jahr und Tag guter Laune war und heiter vor sich hinsang.

Als er telephonisch von der Nichtigkeitserklärung des Ausweisungsgesetzes erfuhr, begab er sich sofort per Automobil nach seiner Vaterstadt Wien. Er hält sich derzeit im Hause seines zukünftigen Schwiegervaters, des Hofrates Spineder, in der Kobenzlgasse auf, wo er nach jahrelanger bitterer Trennung die in Treue und Liebe seiner harrende Braut umarmt.

Als Lotte darauf lächelnd erwidert hatte, sie würde am liebsten beide, Leo und den Franzosen nehmen, da war Hofrat Spineder ernstlich böse geworden und hatte sie für frivol und unmoralisch erklärt. Sie mußte ihre ganze Verführungskunst aufwenden, um ihn zu besänftigen. Und nun saß sie auf dem Schoß ihres Geliebten und küßte Henry Dufresne und Leo Strakosch in einer Person mit Feuereifer ab.

Und ich leere mein Glas auf euer Wohl und auf unsere Vereinigung, die früher kommen wird als wir alle heute zu hoffen wagenAm nächsten Tage fuhr Leo Strakosch mit einem Zuge fort, der sich zum großen Teil aus geistigen Arbeitern und Künstlern zusammensetzte. Hofrat Spineder, Frau Spineder und Lotte gaben ihm das Geleite.

Schweigend schmückten Lotte und Frau Spineder den Weihnachtsbaum, befestigten an den duftenden Zweigen die Schokoladekringel, Bonbons, Glaskugeln und Kerzen. Frau Spineder, noch immer eine hübsche, runde Frau, sah die blonde, schlanke, auffallend schöne und liebreizende Tochter von der Seite an. »Lotte, nun hast du schon wieder Tränen in den Augen!

Hofrat Spineder, der selbst durch den Fortbestand des Judengesetzes schwer gekränkt und enttäuscht wurde, kannte sich in seiner Tochter nicht mehr aus und begann ernstlich an ihrem Verstand zu zweifeln. Sorgenvoll besprach er ihr merkwürdiges Verhalten mit seiner Gattin. »Was soll das alles heißen?

Außerdem aber war seine Frau eine geborene Halbhuber, deren Urgroßväter schon als Gerber und Lederfabrikanten soliden Reichtum erworben hatten. Und da das Ehepaar Spineder nur mehr ein Kind, die jetzt knapp achtzehnjährige Lotte, besaß, so konnte es inmitten der Wirrnisse einer zerrissenen Zeit und aller Teuerung zum Trotz sein behagliches Leben führen.