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Sie hatte sich viele gute und kluge Worte zurechtgelegt, die sie zur Klarstellung dieser schwierigen Angelegenheit und zu Rolfers’ Verteidigung sagen wollte. Aber sie kam nicht dazu, ihren Vorsatz auszuführen. Es fand sich niemals die passende Gelegenheit oder die rechte Stimmung.
»Da machst du mir nun nichts weiß, mein Junge,« sagte Rolfers sehr ernst. »Die Wahrheit werde ich schon erfahren, auch wenn du sie mir nicht sagen willst – verlaß dich drauf.« Sein Blick weilte eindringlich auf dem Knaben. Die verschiedensten Möglichkeiten, die den sonst so harten Jungen zu diesem einsamen Schmerzensausbruch veranlaßt haben könnten, jagten durch seine Phantasie.
Martha entgegnete ein wenig verdrossen, sie müsse einen Ort haben, ihre Möbel aufzubewahren, an denen sie doch hänge, und überhaupt wolle sie einen Fleck wissen, der ihr gehöre. Sie zeigte ein so ablehnendes Wesen in dieser Angelegenheit, daß Rolfers schnell das Gespräch auf ein andres Thema brachte.
Alles in allem hätte man zwischen zwei und vier Uhr nicht glauben können, welch eine Summe von Elend und Kummer in diesem weißen, von heiterem Stimmenwirrwarr erfüllten Saal ausgefochten wurde. Rolfers tönten die schrillen Berliner Stimmen verletzend im Ohr.
Unter den eignen Landsleuten nahm er dieselbe Stellung ein wie überall sonst zwischen Menschen: er genoß Achtung, ja zuweilen Verehrung, ohne geliebt zu werden. Trotz all des tief Gemeinsamen, was ihn mit den Kameraden verband, blieb eine kühle Ferne zwischen Rolfers und den Mannschaften. Das änderte sich auch nicht durch die brüderliche Teilung von Liebesgaben, durch die Trauer um Gefallene, durch die Schulter an Schulter bestandenen Gefahren. Rolfers war keine Natur, die sich warm erschließen konnte, oder die
»Mutter auch?« fragte der Junge plötzlich und in seine Augen kam das helle stählerne Licht, das Rolfers besonders an ihnen liebte. »... Nein – – die Gräfinnen kennen Mutter doch nicht.« Ein Schweigen war plötzlich im Zimmer, unter dem Rolfers unbehaglich hin und her ging. Richard polterte mit seinen Büchern und Martha entfernte sich – man hörte sie dann in der Küche.
»Ich werde morgen in die Stadt fahren und einmal gründlich mit dem Direktor über Richard sprechen,« sagte Rolfers. »Er hat natürlich recht und Richard muß sich Mühe geben. Zu einer Zurückversetzung darf es nicht kommen. Auf keinen Fall. Das würde seine Stellung in der Schule unmöglich machen.
Martha freute sich kindlich. Sie hatte längst gewünscht, er möge sich zu diesem letzten Schritt entschließen. Es war ihr unbegreiflich, daß er so lange damit gezögert hatte. Warum ihm gerade dieses Letzte so schwer fiel, konnte sie nicht verstehen. Und sie war befremdet, für ihre Freude bei Rolfers keinen Widerhall zu finden, sondern nur Abwehr und Kühle.
Malkasten, Pinsel und Farben beiseite lassen – nur zeichnen, mit Kohle, mit Rötel, mit Bleistift – aber immer nur zeichnen. Das fand er demütigend und philisterhaft. Er lehnte sich innerlich dagegen auf und bereute oft genug, daß er Rolfers in seine Arbeiten hineinschauen ließ. Es war ein liebes Träumen und Versuchen gewesen bisher, ein Ausfüllen von Mußestunden.
»Wenn ich ihm sage, er soll es mir zuliebe tun, dann tut er alles,« antwortete Martha in glücklichem Mutterstolz. »Damit sprichst du sehr viel aus, Martha,« sagte Rolfers. »Ein besseres Erziehungsergebnis haben, glaube ich, auch die größten Pädagogen niemals angestrebt.