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Mein Name ist Charlotte von Oderkranz. Ich lebe von einer kleinen Fideikommiß-Einnahme und habe noch eine Nichte zu ernähren. „Sie hat ihr Lehrerin-Examen gemacht und sucht eine Stellung als Gouvernante oder im Fall als Gesellschafterin. „Hier, bitte, Herr Zeitungseigentümer, ihre Photographie!“

Diese Rede war so deutlich und enttäuschend, daß Fräulein von Oderkranz zunächst erbleichte und unwillkürlich die Augen schloß.

Arthur sagte sich, daß die Standes-Erhöhungspläne, die sein Vater und er verfolgten, eine Förderung erfuhren, wenn er in den Zeitungen veröffentlichen konnte, daß er sich mit der Freiin Ileisa von Oderkranz verlobt habe!

Das Stadtleben zersplitterte. Frau von Klamm war nicht gern in Berlin. Mitten in dem großen Getriebe fühlte sie sich vereinsamt, umsomehr, weil sie wenig Umgang pflegte. Neuerdings hatte sie Fräulein von Oderkranz kennen gelernt und sich ihr etwas genähert. Die alte, kluge, seine Dame hatte ihr ausnehmend gefallen. Alfred hörte seine Mutter, als sie auf ihn einsprach, ohne Unterbrechung an.

Nur eine nicht zu bannende Schwermut, Traurigkeit und Oede beherrschte ihr Inneres. Ein Weh um den Verlust ihrer Ehe war nicht mehr vorhanden. Nur wenn sie Klamms gedachte, schwoll ihr Herz auf. Die Unterredung zwischen Fräulein von Oderkranz und Arthur fand infolge schriftlicher Vereinbarung in der Wohnung der alten Dame statt.

Er ersuchte seine Mutter in diesem Schreiben, seinen Vater zu veranlassen, Fräulein von Oderkranz die rückständige, von ihm zu zahlen unterlassene Vierteljahrsrate zuzusenden, und sie auch über die Rente zu verständigen, die Ileisa ferner erhalten würde.

Als am folgenden Vormittag Fräulein von Oderkranz mit ihrer Nichte im Vorraum des Privatkontors des Herrn Knoop eintrat, glich dieses, bezüglich der Fülle der Wartenden, dem Sprechzimmer eines vielbeschäftigten Arztes. Alle Plätze waren besetzt, und Adolf mußte Sessel aus dem Hauptkontor holen, damit wenigstens die Damen nicht zu stehen brauchten.

Sechs Monate waren vergangen. Fräulein von Oderkranz befand sich als Gesellschafterin im Knoopschen Hause. Aber auch Herr von Klamm war ein Mitglied des Knoopschen Geschäftes geworden. Er schrieb Zeitungsartikel, für die er die Fähigkeit in sich fühlte, und übte nach anderer Richtung eine Thätigkeit au, die dem Unternehmen nutzbringend war.

Fräulein von Oderkranz und Ileisa konnten vielleicht künftig in Hamburg wohnen. Dann konnten sie sich untereinander leicht erreichen. So endete dieser Tag, und so wurde wiederum ein erheblicher Teil von demgroßem Glückabgebröckelt, das dem Verkauf des Geschäftes und der Nobilitierung hatte folgen sollen.

Inzwischen hatte Fräulein von Oderkranz an Ileisa einen Brief gerichtet, in dem sie ihrer Verwunderung und ihrer Enttäuschung Ausdruck verliehen, daß sie so lange nicht bei ihr gewesen sei. Sie sehne sich nicht nur nach einem Wiedersehen, sondern müsse auch noch eine besondere Angelegenheit mit ihr besprechen.